‹ April - Christen in Chemnitz, Sachsen informieren - christen.ws

christen.ws

Sie sind hier: Archiv / Herrnhuter Monats-Losungen / 2008 / April

April

Seid jederzeit bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert...

1. Petr. 3, 15


Lieber gläubige Leser,

bei der Aufforderung „Seid bereit“ wurde ich unwillkürlich an meine Schulzeit erinnert. Obwohl ich nicht zu den „Pionieren“ gehörte, war dieser Gruß allgegenwärtig: am Morgen in den Klassenzimmern, bei Fahnenappellen und sonstigen möglichen oder unmöglichen Gelegenheiten. Als Kind hat man sich darüber keine tieferen Gedanken gemacht, deshalb ist mir auch nie aufgegangen, was die dazu gehörigen Gesten für eine Bedeutung hatten. Sieht man einmal von dem weltanschaulichen Ballast und dem Missbrauch ab, der damit verbunden war, dann ist ein solcher Gruß gar nicht so schlecht. Nur sollten wir uns hüten, aus Unüberlegtheit oder Kadavergehorsam vorschnell in einen solchen Schwur einzustimmen, ganz gleich, worum es dabei gerade geht. Das gilt auch für das Geistliche. Mir ist da immer das Volk Israel so ein warnendes Beispiel , als es beim Bundessschluss am Sinai und nach Bekannt- gabe der Gesetzesvorschriften gleich zweimal beteuerte: „Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun!“ (2. Mose 19, 8 + 24, 7).

Vielleicht haben sie es sogar ehrlich gemeint, aber solche unter einer momentanen, dazu auch noch kollektiven Begeisterung abgegebenen Versprechen halten selten auf Dauer. Nichtsdestotrotz wird nun aber von uns Christen erwartet, „immer bereit“ zu sein. Worauf sich das bezieht und wie das aussehen könnte, wird dann im folgenden entfaltet.

Die Begriffe „Verantwortung“ und „Rechenschaft“ zeigen eine bestimmte Richtung auf: Antworten auf Fragen geben, die man an uns stellt, Fragen überhaupt zulassen und unseren Glauben infrage bzw. auf den Prüfstand stellen lassen. Soweit gehen wir vielleicht noch mit, aber „jedem gegenüber“, wie unser Wort sagt, das ist dann doch etwas zu viel.. Wir kennen doch auch die Frager, die sich hinter möglichst gescheiten Fragen verbergen und um eine eigene Antwort drücken wollen. Aber das ist hier, denke ich, gar nicht gemeint, denn es wird eingeschränkt: „...jedem, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert“.
Es geht also gar nicht darum, dass wir als Christen auf jede denkbare Frage eine Antwort haben müssen, vor allem keine schon im Voraus zurechtgelegten Standardantworten. Andererseits möchte ich an dieser Stelle auch mal sagen, dass wir von der Bibel her durchaus Antworten zu manchen aktuellen Prob- lemen hätten, wenn man uns nur fragen würde. Vielleicht erheben wir aber, auch ungefragt, von uns aus unsere Stimme viel zu selten! Aber hier geht es um die Hoffnung. Was ist das eigentlich? Im zweibändigen Lexikon habe ich leider keine Definition dazu gefunden. Laut Bibellexikon ist sie ein Wesens- merkmal des menschlichen Lebens und Zeichen für dessen Unvollkommenheit. Wo nichts mehr zu hoffen ist, da ist entweder Tod oder Vollendung. Hoffnung hat immer etwas mit Zukünftigem oder noch nicht Sichtbarem zu tun, denn eine Hoffnung, die man (schon erfüllt) sieht, ist keine Hoffnung (Rö. 8, 24). Die christliche Hoffnung ist auf die durch Jesus Christus erworbenen Heilsgüter gerichtet, von denen ich nur mal einige nennen will:

- die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus (1.Kor. 1, 7, 1. Thess. 4, 16)
- die Auferstehung des Leibes (Rö. 8, 18-23, 1. Thess. 4,13 f)
- Gnade im Gericht (1.Petr. 1,13)
- das ewige Leben (Titus 1, 2, 1. Kor. 15, 19)
- die Teilhabe an der Herrlichkeit (Rö. 5, 2, 2. Kor. 3,7-12)
- das Schauen von Angesicht zu Angesicht (1. Joh. 3, 2 f)
- der Anteil am Erbe der Heiligen (Eph. 1, 18, 1. Petr. 1, 3 f)
- die Befreiung der Schöpfung von der Vergänglichkeit (Rö. 8, 19 ff)
- neue Himmel und eine neue Erde (2. Petr. 3, 13)

Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig, aber vielleicht sucht ihr selber nach weiteren Punkten, denn das ist für unseren Glauben wichtig, dass diese Dinge in uns lebendig bleiben. Es ist zwar schön, wenn wir all das wie aus der Pistole geschossen hersagen können, aber diese Hoffnung muss „in uns“ sein, wie das Wort sagt. Das ist auch aus einem anderen Grund wichtig, denn Hebr. 11,1 sagt ja, dass der Glaube eine Verwirklichung dessen ist, was man hofft. Das heißt doch, dass wir schon jetzt fest mit den zukünftigen Gütern rechnen und unser Leben entsprechend darauf einstellen können. Denn die Hoffnung ist keine vage oder verschwommene Vorstellung, weil sie auf Gott gerichtet ist, seine Liebe (2. Thess. 2,16), seine Macht (Rö. 4, 17), seine Treue (Hebr. 10, 23), seine Wahrhaftigkeit (Tit. 1, 2).
Und einiges haben wir ja schon jetzt empfangen: Die Vergebung der Sündenschuld und das „Angeld“ des Heiligen Geistes (2. Kor. 1, 22). Das stärkste Fundament aber, so denke ich, ist die Tatsache der Auferstehung Jesu aus den Toten. Das ist der Beweis dafür, dass Gott das stellvertretende Opfer seines Sohnes für uns angenommen hat, so dass wir nicht nur zu Ostern jubeln dürfen: „Gott sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1. Kor. 15, 58).

Ich wünsche uns allen, dass unser Leben im Großen wie im Kleinen stärker von der Hoffnung geprägt ist und wir auch mutiger darüber Rechenschaft geben können, was unseren Glauben ausmacht.

In diesem Sinne für heute herzliche Grüße,

Euer Bruder

Karl- Heinz Pohle