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Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Frucht des Leibes ist ein Geschenk.
Psalm 127 Vers 3
Lieber gläubiger Leser,
diesmal habe ich den Wortlaut der Losung bevorzugt, weil hier allgemein von „Kindern“ die Rede ist. Eigentlich müsste es richtig „Söhne“ heißen, wie das auch der Wertevorstellung der damaligen Zeit entsprach. Es mag verschiedene Gründe gegeben haben, warum meist nur die männlichen Nachkommen eine Rolle spielten, wie auch die Stammbäume in der Bibel zeigen.
Aber gerade in Israel war eine größere Wertschätzung der Frauen als sonst unverkennbar, die gelegentlich zu erstaunlichen Entscheidungen führte, wenn wir beispielsweise an die Töchter Zelophchads denken (4. Mose 27, 1-11). Heute wissen wir, dass die unterschiedliche Stellung von Mann und Frau nicht eine Frage der Wertigkeit, sondern der Schöpfungsordnung Gottes ist. Leider hat sich diese Erkenntnis noch nicht überall durchgesetzt, wie einerseits die Diskriminierung der Frauen in vielen Teilen der Welt und andererseits die untauglichen Antworten des Feminismus zeigen. Das ist aber heute nicht mein Anliegen.
Wenn es nun also um das Thema „Kinder“ geht, dann gibt es sicher Prädestiniertere als mich, die dazu etwas sagen könnten: die Erziehungs-experten, die Großfamilien, die Mütter ...
Ich will aber kein neues Sachbuch zu diesem Thema herausgeben, sondern nur versuchen, der Sichtweise Salomos ein wenig nachzuspüren, wie sie in diesem Psalm zum Ausdruck kommt. Auffällig sind für mich die Ausdrücke, mit denen hier die Kinder bedacht werden: „Gabe“, „Geschenk“, andere Überset-zungen sprechen gar von „Erbteil“ und „Belohnung“. Geht hier einfach nur sein Vaterstolz mit Salomo durch? Es wird zwar nicht gesagt, wie viel Kinder er hatte, aber bei den mehreren hundert Frauen und Nebenfrauen (1. Kön. 11, 1-3) werden es sicher eine ganze Menge gewesen sein. Sind Kinder also ein Statussymbol?
Für die damalige Zeit ist das nicht von der Hand zu weisen, wenn wir nur an die Konkurrenz zwischen Rahel und Lea (1. Mose 30) oder Hanna und Peninna denken (1. Sam. 1). Aber es war noch mehr. Nachkommenschaft war ein Teil des von Gott verheißenen irdischen Segens, während Kinderlosigkeit als Fluch oder Strafe angesehen wurde (5. Mose 28). Kinder waren zudem die Garantie dafür, dass der Familie das zugeteilte Land und sonstiger Besitz erhalten blieb und die Eltern im Alter versorgt waren. Und unser Psalm nennt noch einen weiteren Aspekt: die soziale Ebene, das Geflecht von Beziehungen usw. (V. 4+5).
Vieles von dem hat sich aus heutiger Sicht grundlegend geändert. Kinder werden eher als Hindernis für die Karriere, als wirtschaftlicher Risikofaktor angesehen und eine Familie mit einer größeren Anzahl Kinder wird nicht selten mit dem Stempel „asozial“ belegt. Liegt das nur an den veränderten Verhältnissen? Nein, ich denke es liegt daran, dass leider auch hier der Gottesbezug verlorengegangen ist. Der Mensch, der nur sich selbst zum Maßstab hat, wird folgerichtig alles danach beurteilen, ob es ihm etwas nützt oder nicht. Ein Mensch hingegen, der sich einem Größeren unterstellt weiß, wird sich fragen, was es mit der „Gabe“ oder dem „Geschenk“ auf sich hat. Da stehe nicht mehr ich, sondern der Geber und die Gabe im Vordergrund.
Fragen wir uns also, was der, der hier mit „Herr“ bezeichnet wird, dazu zu sagen hat. Ich kann dabei in diesem Rahmen nur einige Dinge anreißen:
- Gott will Vermehrung nicht Verminderung, das hat er am Anfang der Schöpfung schon so ins Stammbuch geschrieben (1. Mose 1, 26-31). Wenn wir das beachtet hätten, gäbe es heute weniger demografische Probleme (z. B. Rente). Welch Adel liegt andererseits darin, das uns Gott Anteil an seinem Schöpfungshandeln gibt!
- Gott hat die Familie, also Vater und Mutter in einer festen, lebenslangen Verbindung, als den Ort der Geborgenheit und der Entwicklung der Kinder vorgesehen (1. Mose 2, 24). Das Abweichen hiervon, aus welchen Gründen auch immer, birgt Gefahren für die Kinder.
- Es gibt in der Bibel eine eindeutige Schöpfungsordnung, in der der Mann die vorrangige Verantwortung für die Familie hat und die Kinder den Eltern unterstellt sind (Kol. 3, 18-20). Antiautoritäre Erziehung oder das Arbeiten der Partner gegeneinander ist verhängnisvoll.
- Die Hauptsäulen der Erziehung sind Liebe, Unterweisung und Zucht (Eph. 5, 1 + 6, 4) und sicher auch in dieser Rangfolge. Bei der Unterweisung ist nicht nur an das Vermitteln von Wissen oder Ausprägung von Verhaltensweisen zu denken, sondern auch das bewusste Bekanntmachen mit den Gedanken und Wegen Gottes (5. Mose 6, 6-9). Kinder „neutral“ aufwachsen und sich später einmal „selbst entscheiden“ lassen zu wollen, geht von dem falschen Menschenbild aus, dass alles Gute schon im Menschen drin ist. Wir können unsere Kinder zwar nicht zu Kindern Gottes, Ihnen aber Gott lieb machen.
- Bei dem Wort „Zucht“ sollten wir nicht zuerst an züchtigen denken, obwohl das nach der Bibel auch seinen Platz hat (Hebr. 12, 5-7). Ich denke dabei vielmehr an „Aufzucht“, d. h. beste Bedingungen zum Wachsen und Gedeihen der Kinder zu schaffen, durch Zuwendung, persönliches Vorbild, Ermutigung (Lob + Tadel), das Abstecken heilsamer Grenzen und nicht zuletzt Verge-bungsbereitschaft.
Mir ist klar, dass das Gesagte nur Denkanstöße sein können.
Eines ist mir in dem Zusammenhang noch wichtig zu sagen: Wenn Kinder eine Gabe oder ein Geschenk sind, dann kann man das nicht einfordern. Es wird von daher, sicher auch unter uns, Menschen geben, die allein geblieben sind oder für die sich der Kinderwunsch nicht erfüllt hat. Die sind nicht bestraft oder minderwertiger, weil ihnen Gott ganz sicher eine andere Gabe und damit eine Aufgabe gegeben hat. Und außerdem sollten wir bedenken, dass wir alle, ob kinderlos oder bei denen die Kinder schon lange aus dem Haus sind, an irgendeiner Stelle in Gemeinde, im Beruf und in der Gesellschaft durch unser Verhalten, durch unser Reden, durch vorgelebten Glauben an der Erziehung von Kindern beteiligt sind.
Lasst uns also, jeder an seinem Platz, dankbar und behutsam mit diesem Geschenk umgehen!
Für heute herzliche Grüße
Euer Bruder Karl- Heinz Pohle