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Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Ich bin gekommen , um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. (Einheitsübersetzung)
Mk. 2, 17
Lieber gläubiger Leser,
ein neues Jahr beginnt, und aus diesem Grunde werden sicher wieder vielfach Glück- und Segenswünsche ausgetauscht. Ein Wunsch, der dabei häufig zu hören oder zu lesen ist lautet: „vor allem Gesundheit!“ oder „Hauptsache gesund!“. Ist das wirklich die Hauptsache? Darüber wollen wir einmal kurz nachdenken.
Zunächst einmal bin ich froh, dass in unserem heutigen Bibelwort zwei Begriffe stehen, die leider auch für manche Christen Reizwörter zu sein scheinen: „Kranke“ und „Arzt“.
Ganz abgesehen von direkten Irrlehren wie der „Christlichen Wissenschaft“, die Krankheit uminterpretieren und den Gang zum Arzt verpönen, gibt es auch viele andere, für die jede Krankheit mit einem Makel behaftet ist, so dass man besser nicht darüber redet und der Gang zum Arzt bekommt das Etikett einer gewissen Glaubensschwäche. Aber die Vorstellung, dass ein Christ gesund, schön, reich, intelligent usw. sein sollte, ist biblisch nicht begründbar.
Wir leben noch in einer gefallenen Welt, die von Krankheit und Tod gekennzeichnet ist und auch unser Körper ist der Vergänglichkeit unterworfen.
In unserem Text wird nüchtern festgestellt: Jawohl, es gibt Kranke, es hat sie immer gegeben, auch zur Zeit Jesu und auch danach. Und Kranke brauchen einen Arzt.
Das sollten wir erst mal so stehen lassen, auch wenn klar ist, das damit noch nicht alles zu diesem Thema gesagt ist. Natürlich ist es bei gehäuftem Auftreten von Krankheiten legitim, zu fragen, was Gott evtl. damit sagen will. Hat eigenes Fehlverhalten mit dazu beigetragen und kann ich selbst etwas an der Situation ändern? Aber wir sollten uns hüten, immer einen direkten Zusammenhang mit persönlicher Schuld konstruieren zu wollen.
Richtig ist es auch, zu überlegen, ob der Gang zum Arzt immer das Erste sein sollte. Es kann auch eine zu große Erwartungshaltung an die Ärzte geben, die ja auch nur Menschen sind.
Dafür gibt es auch in der Bibel Beispiele. Ich denke nur an den König Asa, über den so viel Gutes gesagt wird. Als er gegen Ende seiner Regierungszeit krank wird, lautet das Urteil über ihn: „... in seiner Krankheit suchte er nicht den Herrn, sondern die Ärzte (2. Chr. 16, 12).
Das Mindeste sollte also sein, dass wir zuerst mit dem Herrn über unsere Krankheit reden und dass wir auch alles, was dann folgt, unter die Herrschaft Jesu stellen.
Eine andere Möglichkeit, die uns das Wort Gottes aufzeigt, ist, die Ältesten der Gemeinde zu rufen und über sich beten zu lassen (Jak. 5, 14). Ich habe Verständnis für eine gewisse Zurückhaltung in dieser Frage, weil man ja keine falschen Hoffnungen wecken möchte und außerdem ist das ja an gewisse Vorbedingungen gebunden.
Aber sehen wir es doch einfach als ein hilfreiches Angebot vom Herrn an und überlassen wir es Ihm, was Er daraus macht. Dass wir überhaupt das Vorrecht haben, in der Fürbitte zuhause und in der Gemeinde füreinander einzutreten, das sollten wir immer wieder nutzen.
Ja, Gesundheit ist ein hohes Gut, für das wir nicht genug danken können. Das wird uns gerade durch die Zunahme ernster, lebensbedrohlicher Krankheiten in unserem Umfeld und auch in der Gemeinde bewusst. Also doch „Hauptsache gesund“?
Der Herr Jesus zieht in obigem Losungswort selbst die Linien weiter, wenn er sagt: „Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“ Das heißt doch, dass es etwas noch Schlimmeres als Krankheit gibt, nämlich die Sünde. Sie ist wie ein Krebsschaden, nur noch verheerender. Während Krankheit unser natürliches Leben beeinträchtigt und bedroht, stellt die Sünde unsere ganze Existenz und unser Verhältnis zu Gott infrage.
Die Sünde ist nicht nur für unseren leiblichen Tod verantwortlich, sondern vor allem für unsere Trennung von Gott und damit unser ewiges Verlorensein.
Der Wunsch „Hauptsache gesund“ müsste besser heißen „Hauptsache mit Gott in Ordnung“. Vielleicht denkst Du jetzt, so kann nur einer reden, der nicht weiß, was ich gerade erleide, welche Schmerzen und Ängste ich habe. Das will ich gar nicht klein reden. Aber vielleicht kann uns das Zeugnis derer, die trotz Krankheit, Not, Ängste, an Gott dran geblieben sind,
Mut machen, nicht an der Liebe Gottes zu uns zu zweifeln. Gott hat versprochen, dass die Leiden der Jetztzeit in keinem Verhältnis zur zukünftigen Herrlichkeit stehen werden, die an uns geoffenbart werden soll (Röm. 8, 18). Freuen wir uns darauf!
Aber dieses Zeugnis sind wir uns nicht nur gegenseitig schuldig, die ja schon darum wissen, sondern vor allem den Menschen, die noch nichts davon wissen oder wissen wollen.
Sie machen ja oft das gleiche durch wie wir und gehen obendrein noch verloren.
Und wenn der Herr Jesus eindeutig den Schwerpunkt bei den „Verlorenen“ oder „Sündern“ gesehen hat, dann tun wir gut daran, Ihm nachzueifern. Das könnte Auswirkungen auf unser persönliches wie auch auf das Gemeindeleben haben.
Wenn ich Euch nun allen ein gesegnetes neues Jahr wünsche, dann schließt das all das eben Gesagte mit ein: Ich wünsche Euch von Herzen Gesundheit, vor allem aber das Geborgensein in Gott!
Euer Bruder
Karl- Heinz Pohle