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August

Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

                                                       4.Buch Mose 6, 24 - 26


Liebe gläubige Leser,

bei dem Monatsspruch für den Monat August handelt es sich um den „Aaronitischen Segen“, der bis heute einen festen Platz in den Gottesdiensten vieler Kirchen und Gemeinden hat. In den Brüdergemeinden stellt ein solcher Segensspruch eher die Ausnahme dar. Zum einen unterscheiden wir sehr stark zwischen dem, was für den Alten Bund galt und dem, was die neutestamentliche Gemeinde betrifft, und zum anderen ist eine gewisse Zurückhaltung gegenüber allem Formelhaften und Nicht-Greifbaren nicht von der Hand zu weisen. Das hat ja durchaus seine Berechtigung, aber ob das die einzige Sichtweise sein muss, darüber wollen wir anhand des obigen Wortes neu nachdenken.

Was bedeutet denn Segen oder Segnen? Zunächst hat es die Bedeutung „gut über jemanden reden“, „jemandem huldigen“, jemand weihen“. In dieser Weise ist es uns bei der Einsetzung von Priestern oder Königen bekannt, aber es kann sogar auf Gott angewendet werden, der von uns gesegnet (= gepriesen) wird (Eph. 1, 3 – 6). Aber viel öfter wird es im Sinne von „jemandem Gottes Heilsgut zuwenden“ gebraucht. Was das dann im einzelnen beinhaltet, mag zu unterschiedlichen Zeiten verschieden gewesen sein. Auch die äußere Form konnte sehr verschieden sein. Wie hier durch bloßes Zusprechen, durch Aufheben oder Auflegen der Hände, durch Fürbitte oder durch ein vorbildhaftes Leben.

Am meisten bewegt uns aber die Frage, wie verbindlich solche Segenswünsche sind und inwieweit wir überhaupt dazu berechtigt sind, einen derartigen Segen zu erteilen; denn der eigentlich Segnende ist doch Gott. Zu letzterem will ich nur auf 1. Petr. 3, 9 verweisen, wo eindeutig gesagt ist, dass wir zum Segnen berufen sind, in welcher Form auch immer. Man könnte sicher noch eine Vielzahl anderer Stellen, auch aus dem Neuen Testament, anführen. Sucht mal selbst danach.

Zur Frage der Verbindlichkeit ist mir eine Aussage aus dem 11. Kapitel des Hebräer-briefes bedeutsam geworden, die wir ja in der Bibelstunde betrachtet haben: Da wird doch in der Reihe der „Glaubenshelden“ auch der Isaak genannt. Als einer der "Erzväter“ ist das nicht verwunderlich, aber dass ausgerechnet sein Verhalten beim Segnen von Jakob und Esau ein Glaubensakt gewesen sein soll, das kann man doch beim besten Willen nicht behaupten. Wir alle kennen doch das Geschachere um den Segen Gottes, zwischen den Eltern und auch zwischen den Kindern. Eher eine Familientragödie als ein Vorbild für spätere Generationen. Nun weiß ich zwar wie großzügig Gott ist, indem Er z. B. zusagt, unserer Sünden nie mehr zu gedenken, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass aus einem schuldhaften Verhalten nachträglich eine Glaubenstat wird. Worin bestand dann aber die Glaubenshaltung des Isaak? Meiner Meinung nach darin, dass er sich sicher war, dass Gott sich zu Seiner Zeit und in Seiner Weise zu den schlichten Worten des auf Ihn Vertrauenden bekennen wird (vergleiche dazu auch Hebr. 11, 6b).

Das setzt allerdings zweierlei voraus: dass man das Wesen und den Willen Gottes, soweit sie uns geoffenbart sind, gut kennt, und dass man über denjenigen, der gesegnet werden soll, Bescheid weiß, über sein Verhältnis zu Gott, seine Situation usw.. So haben es die „Alten“ gehalten, angefangen von der Namensgebung bis hin zum väterlichen Segen im Zusammenhang mit dem Austeilen des Erbes. Es geht beim Segnen also nicht um eine Art „Zauberformel“, auch nicht um Kraftübertragung von besonders befähigten Menschen auf andere, sondern darum, im Glauben Menschen mit dem Heilshandeln Gottes in Verbindung zu bringen. Der Handelnde von Anfang bis Ende ist Gott selbst, indem er den Auftrag dazu gibt (4. Mose 6, 23) und sich vorbehält, wie Er das tun wird (Vers 27b).

Nun noch einige kurze Gedanken zu diesem Segensspruch selbst, dessen Inhalt so umfassend ist, dass wir ihn auch für uns anwenden dürfen. Während das Segnen, über das wir schon gesprochen haben, eher ein aktives, schenkendes Handeln Gottes ist, kommt im ersten Teil des Spruches noch das Behüten dazu, wo wir sofort an das Bild vom guten Hirten erinnert werden, das ich nicht weiter zu erläutern brauche.
Im zweiten Teil ist vom leuchtenden Angesicht und von Gnade die Rede. Wie die Sonne uns Leben, Licht und Wärme gibt, so ist Gott uns zugewandt, der uns Leben und Odem und alles gibt (Apg. 17, 25). Dabei ist Er aber nicht wie die Sonne weit von uns entfernt, sondern ganz nahe gekommen, obwohl auch Er mit verzehrendem Feuer verglichen wird (Hebr. 12, 29). Deshalb ist Gottes Gnädigsein, das Barmherzigkeit, Vergebung und Beschenken einschließt, in diesem Zusammenhang      (über-)lebenswichtig. Und im dritten Teil wird um Gottes erhobenes Angesicht und Seinen Frieden gebeten. Bei dieser Bitte musste ich im Gegensatz dazu um das gesenkte Angesicht des Kain denken (1. Mose 4, 5 ff). Was das bewirkte, wissen wir. Wenn man aber jemandem das Gesicht zuwendet, zeigt man ihm, dass er einem etwas bedeutet und man gute Gedanken über ihn hat. Gott will eine innige Gemeinschaft mit uns, in der wir Seine Zuwendung genießen und zur Ruhe kommen können. Das und noch viel mehr umfasst der Begriff Frieden.

Wir heute wissen, dass dazu Einer nötig war, der die Frage der Schuld geklärt und unsere Trennung von Gott überwunden hat: Jesus Christus. Deshalb ist Er unser Friede (Eph. 2, 14). Ich denke, wenn wir in dieser Weise den Segen Gottes dankbar annehmen und an andere weitergeben, können wir nichts verkehrt machen, sondern wir werden zu Werkzeugen Seiner Gnade.

In diesem Sinne: Gottes Segen!

Euer

Karl- Heinz Pohle