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Februar


Wo ist euer Glaube?

                                          Lukas 8, 25

Lieber gläubiger Leser,

solch einen kurzen Monatsspruch hatten wir auch noch nicht. Vier Wörter, die es aber in sich haben. Da wird jemandes Glauben in Frage gestellt. Zum Glück nicht unser eigener, denken wir jetzt vielleicht, denn wir wissen ja, an wen diese Worte gerichtet sind.
Die Jünger Jesu sind, mit ihrem Herrn an Bord, auf dem See Genezareth unterwegs.

Während Jesus, von den Anstrengungen des Tages übermannt, eingeschlafen ist, haben die anderen mächtig mit den Wellen zu kämpfen. Trotzdem, dass erfahrene Fischer mit darunter sind, schweben sie in akuter Lebensgefahr. In Ihrer verzweifelten Lage wecken sie den Herrn und sagen Ihm ihre Not. Und Er hilft sofort.

Warum nun aber dieser unüberhörbare Rüffel? Haben sie nicht das einzig Richtige getan?
Rät Gott nicht selbst in Psalm 50, 15: „Rufe mich an am Tage der Bedrängnis: ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen!“? Beim Vergleich der Parallelstellen (Mt. 8, 23-27 u. Mk. 4, 35-41) ist mir eine Redewendung aufgefallen, die für mich eine mögliche Antwort auf diese offene Frage gibt. Die Jünger sagen nämlich in Mk. 4, 38: „Lehrer, liegt dir nichts daran, dass wir umkommen?“ Ich denke, das Schlimmste ist nicht, dass sie es mit der Angst zu tun bekommen, sondern dass sie Zweifel an der liebenden Zuwendung Gottes aufkommen lassen.

Und beim Stellenvergleich sind mir noch andere Feinheiten aufgefallen, die ich allerdings nicht überbewerten will. In Mt. 8, 26 nennt der Herr die Jünger Kleingläubige, in Mk. 4, 41 fragt Er: Wie, habt ihr keinen Glauben ? Und heute heißt es: Wo ist euer Glaube?
Das zeigt mir zumindest, dass Glauben keine unwandelbare Größe im Leben der „Gläubigen“ ist, dass er mal ganz stark, ein andermal fast ganz weg sein kann. Diese Erfahrung haben auch die sogenannten Glaubenshelden (Hebr. 11) machen müssen. Denken wir nur mal an Sara, die ein so gutes Zeugnis bekommt, obwohl wir wissen, welche Umwege sie gegangen ist und wie sie anfangs auf die Zusage Gottes reagiert hat. Aber das ist eben nicht zuerst eine Frage der eigenen Leistung, sondern inwieweit man sich dennoch dem göttlichen Einfluss aussetzt.

Jetzt haben wir aber immer nur von den anderen geredet, den Jüngern, den Glaubenshelden. Was aber antworten wir, wenn uns diese Frage „wo ist euer Glaube“ heute gestellt würde? Vielleicht wäre es gut, unser Leben einmal daraufhin abzuklopfen, wie wir uns in dieser oder jener Situation verhalten haben, denn Glauben ist nicht ein System von Lehrsätzen oder ein Bekenntnis, sondern äußert sich immer in konkretem Verhalten. In Hebr. 11, 1 heißt es nach der alten Elberfelder Ãœbersetzung: Der Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft. Dieser Satz gilt meines Erachtens sogar für Menschen, die nach eigener Aussage mit Glauben nichts am Hut haben. Denn es gibt keinen Menschen, der nicht irgend etwas glaubt, was dann auch Auswirkungen auf sein Handeln hat. So kann man durchaus gewisse Rückschlüsse von der Lebensführung auf den Glauben eines Menschen ziehen, aber wenn man das tut, sollte man dann denselben Maßstab auch an das eigene Leben anlegen.

Wo in unserem Leben wird Glauben für andere und nicht zuletzt für Gott ablesbar:
- welchen Stellenwert Gott und Sein Wort in unserem Leben hat?
- wie wir mit unseren Mitmenschen, auch außerhalb der Familie oder Gemeinde,   umgehen?
- von woher wir den Wert und die Sicherheiten für unser Leben ableiten?
- wie unser Verhältnis zur Wahrheit ist und wie wir mit Schuld umgehen?
- ob wir die uns anvertrauten Gaben oder auch materiellen Dinge in guter Weise einsetzen?
- wie wir mit schweren Wegen oder „Schicksalsschlägen“ fertig werden?
- welche Hoffnung wir für uns selbst und für andere haben?

Man könnte sicher noch manch anderes anführen, aber ich denke, das muss jeder persönlich im Zwiegespräch mit Gott herausfinden, wo er gute Glaubenserfahrungen gemacht hat und wo Defizite oder gar Schuld da sind. Wichtig ist aber, und damit kommen wir zur Ausgangsgeschichte zurück, dass wir die Hilfe beim Herrn suchen, uns nicht so sehr auf unsere eigene Erfahrung und unser Vermögen (im umfassenden Sinn) verlassen, und schon gar nicht das Glück von irgendwelchen anderen Menschen, Mächten oder Mitteln erwarten oder abhängig machen.

„Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ lautet das Fazit, das David in Ps. 124, 8 für sein Leben zieht, und vielleicht können auch wir das ganz neu zu unserer eigenen Glaubensaussage machen.


Der Herr bewahre und führe Euch auch im neuen Monat,

Euer
Karl- Heinz Pohle