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Januar

Ich habe den Herrn stets vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist,
werde ich nicht wanken.                                                              Ps. 16, 8


Liebe gläubige Leser,

um solch ein Wort besser zu verstehen, suche ich oft nach Bildern oder Vergleichen, die mir die Sachverhalte näher bringen. Und bei dem ersten Teil unseres heutigen Bibelwortes musste ich sofort an ein Navigationsgerät denken. Dieses Produkt modernster Technik haben schon viele in ihrem Fahrzeug oder benutzen es auch außerhalb. Ich leider noch nicht, deshalb kann ich nur vom Hörensagen darüber reden.
Die Funktionsweise ist wohl so, dass das Gerät Signale aus dem Weltraum empfängt, die dort von einem bzw. mehreren Satelliten ausgesendet werden. Das Navigationsgerät kann daraus und anhand der Zielvorgaben die beste Reiseroute ermitteln und per Bild und Ton an mich weitergeben. Eine wunderbare Sache, vorausgesetzt das Gerät arbeitet einwandfrei und ich habe es auch immer im Blick und richte mich nach den Anweisungen, die es von sich gibt.
Zugegeben, das ist nur ein schwacher Vergleich für unser Verhältnis zu Gott, denn das ist erstens nicht eine Frage der richtigen „Technik“ und zweitens gibt es da nicht nur Signale von einer Seite. Auch wir können Verbindung zu Gott suchen, durch unser Gebet oder andere Lebensäußerungen, aber die Priorität hat schon das Hören.
Die Frage hierbei wäre, ob das Gerät überhaupt an ist, das heißt, ob wir wirklich etwas von Gott erwarten, und wenn ja, ob wir den Anweisungen trauen und uns darauf einlassen. Das hängt auch davon ab, ob unser Verhältnis zu Ihm in Ordnung ist. Es gibt so viele Störfaktoren, die wir zu einem großen Teil selbst beeinflussen können.
Nur über eins können wir uns sicher sein. Vielleicht im Gegensatz zu manchem künstlichen Satelliten „arbeitet“ unser „Sender“ immer einwandfrei und schaltet auch nie ab.
Der Psalmbeter hat sicher nicht an ein Navigationsgerät gedacht, wenn er sagt: „Ich habe den Herrn stets vor Augen“. Das ist eine gute Voraussetzung, um zu diesem Zusammenspiel zu kommen, das der bekannte Vers aus Ps. 32, 8 beschreibt: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du gehen sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten“ (übrigens auch von demselben Psalmbeter David).
Nun zum zweiten Teil des heutigen Bibelwortes. Da musste ich mehr an meine Kindheit denken. Wie gerne sind wir auf schmalen Vorgarteneinfassungen oder anderen Begrenzungen herumbalanciert, und das nicht nur, wenn ein Erwachsener zum Festhalten dabei war. Das war nicht immer ungefährlich, man hätte sich zumindest eine Fußverletzung holen können. Wenn aber jemand Größeres und Stärkeres da war, der nebenher ging und dessen Hand man notfalls ergreifen konnte, dann war das ein beruhigendes Gefühl.
Dieser Vergleich hinkt natürlich auch wieder, denn man kann nicht unbedingt erwarten, dass Gott jedes unserer vermeintlichen „Kunststücke“ absichert, auch wenn man allgemein diese Vorstellung von Ihm hat. Er verhindert nicht alles, was wir uns in selbstgewählter Freiheit und aus Gründen der Selbstverwirklichung eingebrockt haben.
Ganz anders ist es aber, wenn wir uns bewusst sind, dass der Herr bei uns ist und wir jederzeit Seine Hand ergreifen können. Dazu gehört allerdings ein Vertrauensverhältnis, das man nicht von jetzt auf gleich bekommt, sondern das aus einer Vielzahl von Erfahrungen resultiert.
Ich staune an dieser Stelle über David, der an manchen Stellen dieses Psalmes regelrecht ins Schwärmen kommt, z. B. in Vers 2 „Es gibt für mich kein Glück außer dir.“ Oder Vers 6
„Die Messschnüre sind mir gefallen auf liebliches Land, ja, mein Erbteil gefällt mir sehr“
Mir liegt das leider nicht so. Mein Glaube ist mehr vom Verstand geprägt, aber ich wünschte mir schon, dass auch die Seele stärker beteiligt wäre, sowohl in meinem Verhältnis zu Gott, als auch zu meinen Mitmenschen.
Der Schluss des Psalmes greift dann nochmals das Thema unseres Monatsspruches auf und zieht die Linien über unser irdisches Leben hinaus: „Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten zu deiner Rechten immerdar.“
Vielleicht kann die Zuversicht, die aus all diesen Worten spricht, ein tragendes Element in dem beginnenden neuen Jahr werden, von dem wir noch nicht wissen, was es bringen wird.
Ich schließe mit einem bekannten Liedvers, mit dem ich Euch allen Gottes Segen wünsche:

Nimm mich bei der Hand, Vater, du bist meine Ruh,
bist des Lebens Zuflucht, Vater, winkst mir gnädig zu.
Halt mich, wenn ich sinke, gib mir festen Stand.
Lass mich nie das Ziel verfehlen, nimm mich bei der Hand.


Euer
Karl-Heinz Pohle