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Liebe gläubige Leser,
wenn man über Jahre anhand der Monatssprüche der Herrnhuter Losungen Andachten schreibt, muss man sich immer mal vergewissern, daß man sich thematisch und in den Schlussfolgerungen nicht zu oft wiederholt. Das habe ich getan und war erstaunt, dass bisher erst dreimal in unterschiedlichen Zusammenhängen von Freude oder fröhlich sein die Rede war. Auch der Philipperbrief, dessen Grundton ja die Freude ist, war bisher erst einmal Gegenstand einer solchen Betrachtung. Diese Sorge hatte der Apostel Paulus offenbar nicht, bestimmte Dinge immer wieder anzusprechen, weil das, wie er schlussfolgert, den Hörern oder Lesern zur Sicherheit im Glauben verhilft. So greift er das Thema „Freude“ auch im Kapitel 4, 4-9 noch einmal auf.
Nun aber zu dem Wort selbst. Außer der Tatsache, daß es wieder ein sehr kurzes Wort ist, ist mir aufgefallen, dass es mit einem Ausrufezeichen endet. Es ist also eine Aufforderung, um nicht zu sagen ein Befehl. Aber kann man denn Freude befehlen? Man kann doch den Schalter nicht einfach umlegen, und all das, was uns zu schaffen macht und negativ beeinflusst, ist wie weggeblasen. Es wäre unehrlich, zu sagen, dass uns die Umstände, in denen wir leben, gar nichts ausmachen. Selbst Paulus, der hier so souverän von der Freude schreibt, obwohl er gefangen war und im schlimmsten Fall mit dem Tode rechnen musste, lässt an anderen Stellen erkennen, dass ihn seine Situation nicht kalt lässt und er für Beistand durch andere dankbar ist (z.B. 2.Tim. 4, 9-18). Deshalb ist der Zusatz „in dem HERRN“ keine fromme Floskel, aber es ist eine Art Einschränkung. Nicht in dem Sinne, als müßte Paulus seine großen Worte zurücknehmen, sondern in dem er uns gleichsam einen geschützten Bereich aufzeigt, in dem das möglich ist.
Dass mit „HERR“ der auferstandene, verherrlichte und wiederkehrende Herr Jesus Christus gemeint ist, der uns durch sein stellvertretendes Opfer ewiges Leben und alles, was dazu gehört, erworben hat und nun durch seinen Geist in uns wohnt, brauche ich Euch nicht erläutern.
Wie vieles im Glauben, ist das auch mit der Freude kein Automatismus. Unser Zustand und damit unser praktisches Verhalten muß nicht unbedingt dieser wunderbaren Stellung entsprechen. Es bedarf unserer Willensentscheidung, uns im täglichen Leben immer wieder auf diese Grundlage zu stellen. So verstehe ich diese Aufforderung oder diesen Befehl. Wie das in der Praxis aussehen könnte, wird im 4. Kapitel noch etwas mehr entfaltet:
Da ist zunächst der Hinweis darauf, daß der Herr nahe ist (V. 5). Das ist räumlich und zeitlich zu verstehen. Er ist nicht weit weg im Himmel, und wir müssen nicht sehen, wie wir hier auf der Erde selbst zurechtkommen, sondern er lebt in uns. Er ist aber auch der wiederkommende Herr, dessen Wiederkunft nahe bevor steht. Diese Tatsachen können und sollten unser Leben bestimmen.
Darüber, dass wir uns nicht mit Sorgen abplagen müssen (V. 6), ist schon oft gesprochen worden. Wir müssen es nur immer wieder angehen. Ganz wichtig finde ich aber auch den Hinweis, sich doch auf das Positive zu konzentrieren (V. 8-9), und ich denke, hier ist nicht nur der geistliche Bereich gemeint. Nörgler und Miesmacher gibt es genug, wir als Christen müssen nicht in das gleiche Horn stoßen. Aber noch schlimmer ist es, wenn wir am Anderen, an der Gemeinde oder auch an bestimmten Verhältnissen immer wieder das Negative hervorkehren, anstatt über die Gnade des HERRN nachzudenken und darüber zu reden. Gott will nicht, dass wir damit auch unser eigenes Leben vergiften. Wir sind vielmehr zur Freude und zum Frieden Gottes berufen!
Das ist alles nichts Neues, was ich da sage, aber ich wünsche uns allen, dass wir mehr von der Freude geprägt sein möchten. Für den Monat Juli Gottes Segen und für heute liebe Grüße
Euer
Karl-Heinz Pohle