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November

Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen.

                                                               1. Thessalonicher- Brief 4, 14


Liebe gläubige Leser,

während ich diese Zeilen schreibe, ist noch Mitte Oktober, der allgemein als golden gepriesen wird. Aber draußen herrscht schon typisches Novemberwetter. Es ist trüb, regnerisch und kühl und man muss aufpassen, dass nicht auch die Seele zu frösteln beginnt. Unsere Gemütsverfassung hängt also nicht in erster Linie vom Datum ab, obwohl im Monat November mit seinen besonderen Gedenktagen wie Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag und Bußtag verstärkt Dinge angesprochen werden, die wir Menschen sonst gern ausblenden.

Auch das Ersterben der Natur um uns herum erinnert uns schmerzlich an die Vergänglichkeit
alles Geschaffenen. Wie kann uns da der Monatsspruch, bei dem es ja ebenfalls ums Sterben geht, helfen, uns nicht von dem Negativen gefangen nehmen zu lassen? Erstaunlich ist, dass nun keins von den nahe liegenden und menschlich sicher gut gemeinten Rezepten gegeben wird, wie: viel an die Luft gehen, Licht tanken, positiv denken usw. Da klingt der Anfang unseres Monatsspruches eher bescheiden, wie ein Angebot, das man annehmen und ausprobieren, aber auch lassen kann: „Wenn wir glauben…“

Leider haben gerade damit viele Menschen Probleme, weil ihnen das zu unsicher, realitätsfern und unlogisch vorkommt, sich auf etwas einzulassen, was man nicht beweisen kann. Was ist denn der Inhalt dieses Glaubens? Sicher wäre da vieles anzuführen, und immer wieder ist versucht worden, das in sogenannten Glaubensbekenntnissen zu formulieren, die durchaus hilfreich sein können. Auch wir als Gemeinde haben einmal zu Papier gebracht, und es ist auch im Internet auf unserer home page der EFG Chemnitz (Brüdergemeinde) nachzulesen, was wir glauben. Aber unser heutiges Wort reduziert das auf die eine zentrale Frage, an der sich alles entscheidet: Glauben wir, dass Jesus gestorben ist, nicht wegen eigener Schuld oder weil sein Leben zu Ende war, sondern als Stellvertreter für die Schuld und Zielverfehlung aller Menschen, sowohl der edelsten wie der verworfensten? Und glauben wir, dass Jesus Christus auferstanden ist, als Zeichen dafür, dass Gott dieses Opfer angenommen hat und dass damit für jeden, der das für sich in Anspruch nimmt, der natürliche Tod nicht das Letzte, sondern der Übergang vom Glauben zum Schauen ist?

Zu allen Zeiten richtete sich der Angriff der Glaubensleugner gerade gegen diese Aussagen. Das ging damals zu Ostern los, als man das Gerücht verbreitete, seine Anhänger hätten den Leichnam Jesu gestohlen (Mtth. 28, 11-15). Später Generationen haben dann Legenden entwickelt, wie Jesus dem Tod entronnen und in andere Länder ausgewichen sein könnte oder sie haben in Frage gestellt, ob er überhaupt jemals gelebt habe. Letzteres ist in unserer Zeit nahezu unstrittig. Heute versucht man eher, die Einzigartigkeit Jesu madig zu machen, indem man ihm z. B. in Romanen menschliche Schwächen andichtet oder seinen Tod herunterspielt. Vor einiger Zeit gab es mal eine Nachricht, es sei ein Grabstein oder eine Inschrift aus jener Zeit gefunden worden, die u. a. den Namen Jesus und anderer seiner Familienangehörigen enthielte, und dass es damit wohl nichts mit der Auferstehung sei. Wir müssen uns entscheiden, wem wir mehr Vertrauen schenken, den Gedankenspielen und Hypothesen von Zweiflern und Gottesleugnern oder den klaren Aussagen des Wortes Gottes, die zudem von vielen Zeitzeugen Jesu bestätigt wurden.

Man mag manche Glaubensaussagen hinterfragen können, aber dieses Glaubensfundament ist unaufgebbar. Wie leidenschaftlich kämpft der Apostel Paulus in 1. Kor. 15, 12-19 um diesen Standpunkt bei seinen Lesern, indem er sagt, dass unser Glaube Unsinn wäre, wenn Christus nicht auferweckt worden sei, und wir die bedauernswertesten Menschen wären, wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen würden. Und dann entwirft er im gleichen Kapitel (1. Kor. 15, 20-58) eine Schau, die weit über unser natürliches Sterben hinausgeht und uns eine Ahnung von dem Zukünftigen gibt. Und auch in den Versen, die nach unserem Monatsspruch folgen, wird erläutert, was es heißt, dass „Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen wird“.

Man müsste jetzt eigentlich einen Gang durch das Neue Testament machen, angefangen von den Reden Jesu, über die Aussagen in den Briefen der Jünger Jesu bis hin zu den Ausblicken der Offenbarung, Das können wir in diesem Rahmen nicht tun. Es geht aber gar nicht darum, ein fertiges Lehrgebäude zu diesem Thema zu errichten oder einen genauen „Fahrplan“ festzulegen, sondern „einander zu trösten mit diesen Worten.“ (1. Thess. 4, 18) Wenn das dieser Monatsspruch und meine wenigen Worte bewirken könnten, würde ich mich sehr freuen.

Euer

Karl- Heinz Pohle