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Oktober

Ich werde ihnen ein Herz ... und einen neuen Geist in ihr Inneres geben, und ich werde das steinerne Herz aus ihrem Fleisch entfernen und ihnen ein fleischernes Herz geben.

                                                                                                              Hesekiel 11, 19


Liebe gläubige Leser,

was der Ausdruck „Herz“ im biblischen Sprachgebrauch bedeutet, haben wir im vergangenen Monat erörtert. Aber ehe wir wieder auf diese Sicht zu sprechen kommen, will ich bei dem biologisch-medizinischen Vorgang verweilen, der hier beschrieben zu sein scheint. Erinnert uns das nicht sehr an eine moderne Herztrans-plantation, einem Eingriff, der früher undenkbar war und auch heute noch nicht alltäglich ist? Was geschieht da?

Ein Herz, bei dem alle Heilungs- und Operationsversuche, wie z. B. ein Herzschritt-macher oder Bypass, nicht den gewünschten Erfolg brachten, wird entfernt und durch ein gesundes Spenderherz ersetzt (der klinische Tod des Spenders ist dabei die traurige Voraussetzung). Nur ganz selten bleibt dabei das eigene Herz erhalten und ein neues wird dazu verpflanzt. Erst kürzlich wurde von einem Mädchen berichtet, dem als Kleinkind ein zweites Herz eingesetzt wurde, das jetzt im Teenageralter wieder entfernt werden konnte. Herzspezialisten könnten diese gesamte Problematik viel sachgerechter erklären als ich, aber mir geht es hier nicht um medizinisches Wissen, sondern um einige geistliche Anwendungen.

Da wird in unserem Wort als erstes gesagt: „Ich werde ihnen ein Herz geben“.
Das kann auf dem Hintergrund des eben Gesagten zweierlei bedeuten:
- Das alte Herz ist nicht mehr zu verwenden, hier hilft nur noch ein neues Herz.
- Oder das neue Herz ist „einig“ bzw. „intakt“, das heißt, die Faktoren, die die „Schwäche“ oder die „Rhythmusstörungen“ oder den „Infarkt“ verursacht haben, sind ausgeschaltet. Dass Störquellen im Herzen den Rhythmus durcheinander bringen und das Leben gefährden können, habe ich selber erfahren, zum Glück war bei mir nur ein kleinerer Eingriff nötig. Wie werden nun aber im Text das alte und das neue Herz beschrieben? Das alte Herz wird als steinern bezeichnet, oder man könnte auch verhärtet dazu sagen, wie es die Bibel häufig tut, denn das ist ja ein Zustand, der nicht von Anfang an so ist.

Ich musste da zunächst an das Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff denken, das ich als Kind mal gelesen habe. Im Bestreben, ein leichteres Leben in Luxus und Reichtum führen zu können, tauscht ein gewisser Peter Munk beim Holländer-Michel sein natürliches Herz, das mit seinen Gefühlen und Empfindungen sowieso nur hinderlich für seine Pläne ist, gegen ein Herz aus Stein ein. Als er später merkt, dass sein Leben trotz Reichtum eher ärmer und freudeloser geworden ist, gibt es nur mit fremder Hilfe noch einen Weg zurück.

Aber man muss nicht unbedingt eine Anleihe bei einem Märchen nehmen, um zu verstehen, was gemeint ist. Auch die Bibel spricht in vielfältiger Weise davon. Ich denke da nur an das „Gleichnis vom Säemann“ (Mt. 13, 3-9). In der Erklärung dazu sagt der Herr Jesus, dass hier Zustände des menschlichen Herzens beschrieben werden. Wir wundern uns oft über eine zunehmende Verrohung und Gefühllosigkeit oder sind traurig darüber, dass die Menschen nicht offener für die frohe Botschaft Gottes in der Bibel sind. Wir sollten uns die Mühe machen, jeweils nach den konkreten Ursachen zu fragen. Ist z. B. ständig auf jemandem „herumgetrampelt“ worden, um im Bild vom „Weg“ zu bleiben, dann ist eine solche Reaktion nicht verwunderlich.
Sicher kann man da einiges tun, aber es wird auch deutlich, dass eigene wie auch fremde Bemühungen allein nicht zum gewünschten Erfolg führen. Da hilft nur ein neues Herz.

Nun muss ich allerdings gestehen, dass ich zuerst enttäuscht war, dass das neue Herz als „fleischern“ bezeichnet wird. Dieser Ausdruck ist in der Bibel meist negativ besetzt und ist geradezu ein Synonym für ein selbstbestimmtes Leben in der Auflehnung gegen Gott. Hätte da nicht besser von einem „geistlichen“ Herzen geredet werden müssen? Von einem neuen Geist, den Gott in uns hinein gibt, wird ja auch wirklich gesprochen, aber unser Herz bleibt „fleischern“. Das heißt für mich, dass wir weder „Götter“ noch „Roboter“ werden. Solange wir hier leben, bleibt unser Herz anfällig, aber es ist ein geheiltes, intaktes Herz, das wieder zu „normalen“ Empfindungen fähig und vor allem in der Lage ist, auf die Impulse des in uns wohnenden Geistes zu reagieren.

Das ist das unverdiente Geschenk des neuen Lebens, das viele von uns erfahren haben und das wir von Herzen jedem Menschen wünschen. Gott selber bietet es an in Jesus Christus, der Sein Leben für uns Menschen gelassen hat, damit wir heil werden können.

Wie glücklich sind oft Menschen, die nach Zeiten großer Beschwerden und Ängste endlich ein Spenderherz bekommen haben und manch einer feiert das als seinen zweiten Geburtstag. Haben wir nicht allen Grund, noch viel glücklicher und dankbarer zu sein, und das auch zum Ausdruck zu bringen?

Für heute grüße ich Euch herzlich,

Euer

Karl- Heinz Pohle