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September

Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

                                                                         Lukas 12, 34


Liebe gläubige Leser,

zwei Hauptwörter bestimmen das Geleitwort für den Monat September: „Schatz“ und „Herz“. Unter „Schatz“ versteht man allgemein eine wertvolle Sache, die absichtlich oder unbewusst längere Zeit verborgen gelegen hat, bis sie entdeckt oder „gehoben“ wird. Meist ist dann der Eigentümer nicht mehr zu ermitteln und ein anderer hat den Nutzen davon. Im erweiterten Sinne bezeichnet der Ausdruck „Schatz“ auch eine nicht unbedingt verborgene Ansammlung von Sach- oder Vermögenswerten (Schmuck, Juwelen, Münzen, Gemälde) und ideellen Werten, die für die Allgemeinheit oder den Einzelnen von großer Bedeutung sind.

Für manche verbindet sich mit diesem Begriff ein Hauch von Abenteuerromantik früherer Jahre, etwa als sie die „Schatzinsel“ oder den „Schatz im Silbersee“ oder den „Graf von Monte Christo“ gelesen haben.

Aber so unreal sind solche Ereignisse gar nicht, wenn wir an die Suche nach dem sogenannten Bernsteinzimmer in unseren Tagen denken, nur dass kaum einer von uns unmittelbar damit zu tun hat. Auch zur Zeit Jesu muss es das gegeben haben,      deshalb kann er auch im bekannten Gleichnis vom „Schatz im Acker“ (Mt. 13, 44) darauf Bezug nehmen, um seine Gedanken zu verdeutlichen.

Beim Begriff „Herz“ sollten wir nicht zuerst an das überaus wichtige Organ unseres Körpers denken, obwohl ihn die Bibel auch in diesem Sinne gebraucht. Aber haupt-sächlich bezeichnet er den Kern oder das Wesentliche einer Sache und in Bezug auf den Menschen das Zentrum seines Lebens, den Sitz seiner Empfindungen, seines Willens und seiner Gedanken, auch seiner Charaktereigenschaften und seines Gewissens, alles das, was sein Handeln bestimmt.

Wir werden uns auch im nächsten Monat aus einer anderen Sicht mit diesem Thema befassen, deshalb will ich es zunächst bei dieser kurzen Erklärung belassen.
Und nun sagt der Herr: „Wo euer Schatz ist, da wird euer Herz sein.“ Da merken wir, dass die Begriffsbestimmung, die wir eben vorgenommen haben, nur ein erster Schritt gewesen sein kann. Jetzt muss sich jeder ganz persönlich fragen, was für ihn das Wichtigste im Leben ist, denn wenn wir gar keine „Schätze“ hätten, brauchte der HERR dieses Wort nicht zu sagen. Vielleicht hilft uns im Umkehrschluss die Frage, was uns am meisten beschäftigt oder worum ständig unsere Gedanken kreisen, um heraus zu finden, was das sein könnte.

Ist es ein Mensch, der so wichtig ist, dass man sich ständig mit ihm beschäftigen muss und wo mancher sogar meint, ohne ihn nicht leben zu können. Nicht ohne Grund betitulieren wir den für uns liebsten Menschen mit dem Kosenamen „Schatz“ und jeder weiß sicher aus eigenem Erleben, wie gerade in der Phase des Verliebtseins und des Kennenlernens die Gedankenwelt im Ausnahmezustand sein kann. Aber es muss gar nicht nur der Ehepartner sein. Sind es vielleicht unsere Kinder, um die sich bei uns alles dreht? Sie sind ja wirklich ein Schatz, den es zu hüten gilt, aber es ist gefährlich, wenn das der einzige Sinn des Lebens ist. Jemand hat einmal gesagt, dass Ehe länger als Familie dauert, und damit gemeint, dass Kinder nicht der einzige Bezugspunkt in einer Beziehung sein dürfen. Für manchen mögen es auch Stars oder Idole sein, denen sie nacheifern und wo sie sogar bereit sind, vieles dafür  einzu-setzen. Für andere sind es vielleicht Hobbys, Musik oder Sport. Aber sehr oft sind es aber gar nicht Personen oder Dinge, sondern eher Wertvorstellungen.

Da dreht sich z. B. alles um die Karriere. Wie kann ich mir in möglichst kürzester Zeit eine gesicherte Existenz auf hohem Niveau aufbauen? Oder wie kann ich den  erreichten Stand bestmöglich absichern? Die Versicherungsunternehmen leben         geradezu von diesem Wunsch des Menschen und nutzen ihn weidlich aus. Ähnliches ist im Blick auf unsere Gesundheit zu sagen. Natürlich ist sie ein sehr hohes Gut, das wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen, aber gegenwärtig wird ein regelrechter Kult daraus gemacht. Der Ausdruck „Hauptsache gesund“ greift einfach zu kurz, wie wir schon einmal festgestellt haben.

Man könnte diese Liste sicher noch erweitern, aber das kann ja jeder selber tun.
Einen Mangel haben all diese Dinge gemeinsam: Sie haben keinen beständigen Wert, weil sie äußeren und inneren Einflüssen ausgesetzt sind, die sie gefährden (die Bibel spricht z. B. von Motten, Rost und Dieben) oder wir müssen sie am Ende unseres Lebens ganz loslassen, weil wir nichts davon mitnehmen können. Deshalb rät uns das Wort Gottes in diesem Zusammenhang, uns Schätze im Himmel zu sammeln, die einen bleibenden Wert haben. Was das sein könnte, kann ich hier nur andeuten. Dem reichen Jüngling sagt der Herr Jesus z. B.: “Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen und du wirst eine Schatz im Himmel haben und komm und folge mir nach.“ (Mt.19, 21).

Aus dem bisher Gesagten möchte ich schlussfolgern, dass es nicht nur Materielles sein muss, das es aufzugeben gilt, aber bedenkenswert ist es schon, und es gibt genügend Vorbilder, die uns das vorgelebt haben. Welche Bedeutung aber auch scheinbar belanglose Gesten, wie ein Glas Wasser oder ein Besuch oder das Beherbergen eines Menschen haben können, wird uns im Wort Gottes deutlich gemacht (Mt. 10, 42; Mt. 25, 35-40). Und nicht zuletzt ist es die Beschäftigung mit Gott und der Person Jesu, „in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind.“ (Kol. 2, 3). Er ist unser höchstes Gut!

Es geht also darum, die richtigen Prioritäten zu setzen, denn was uns wichtig ist, dafür werden wir Zeit und Kräfte, vielleicht auch materielle Werte einsetzen. Also, viel Freude beim Sammeln von Schätzen im Himmel!

Euer

Karl- Heinz Pohle