Sie sind hier: Archiv / Herrnhuter Monats-Losungen / 2010 / April
Lieber gläubiger Leser,
vielleicht geht es Dir auch so wie mir, dass man bei dem Wort „erleuchten“ unwillkürlich an fernöstliche Religionen, besonders den Buddhismus denken muss. Hier spielt ja Erleuchtung eine zentrale Rolle und meint die Befreiung aus dem Leidenskreislauf, der sich daraus ergibt, dass man jener Lehre nach immer wieder in einer anderen Form „wiedergeboren“ wird. Höchstes Ziel ist hier das „Nirwana“, was man mit „Erlöschen“ übersetzen könnte, und das Freisein von aller Unruhe des Geistes, von Wün- schen, Gefühlen und Denkvoraussetzungen meint. Auch wenn hier Begriffe verwendet werden, die de- nen der Bibel zum Verwechseln ähnlich klingen, wird doch sofort deutlich, dass unser heutiges Wort in keiner Weise etwas mit jenem Gedankengut zu tun hat.
Wenn die Bibel von erleuchten spricht, dann meint sie, dass in das von der Sünde verfinsterte mensch- liche Herz der Lichtstrahl des Evangeliums fällt, der einerseits den wahren Zustand des eigenen Le- bens offenbart und uns andererseits das Wesen Gottes und Seine Heilstat in Jesus Christus erkennen lässt (Joh. 1, 9-12; Eph. 4, 17+18; 2. Kor. 4, 6). Mit dem bildlichen Ausdruck „Augen des Herzens“ ist das Einfallstor für alle positiven und negativen Einwirkungen auf das seelisch- geistige Zentrum des Men- schen gemeint, und wir haben durchaus Einfluss darauf, was wir in uns aufnehmen (vergl. Lk. 11, 34-36). Warum der Apostel Paulus so intensiv um die Erleuchtung seiner Glaubensgeschwister bittet, das wollen wir jetzt noch ein wenig entfalten. Eigentlich müsste jetzt eine ausführlichere Bibelarbeit zum Epheserbrief anschließen, denn die 3 Punkte hinter obigem Bibelwort deuten an, dass jetzt eine Vielzahl von Gedanken folgt. Aber dazu kann man ja auch einmal einen guten Kommentar zur Hand nehmen. Ich will mich wiederum auf einige Dinge beschränken:
Grundsätzlich soll die Erleuchtung des Herzens zu einem sicheren Wissen und nicht zu einer nebu- lösen Vorstellung führen. Andere Übersetzer verwenden hier Ausdrücke wie „damit ihr erkennt“ oder „damit ihr versteht“. Das ist sicher ein Lernprozess, an dessen Ziel eine gewisse Mündigkeit und ein geistliches Unterscheidungsvermögen stehen (Hebr. 5, 14). Was wir wissen und verstehen sollen, wird hier mit den beiden Hauptwörtern „Hoffnung“ und „Berufung“ beschrieben.
Fangen wir mit der Berufung an, die offensichtlich die Grundlage für die Hoffnung ist. Gott selbst ist es, der in freier Willensentscheidung einzelne Menschen, ein ganzes Volk wie Israel oder auch die Gemein- de (die „Herausgerufene) beruft. Dabei geht es vordergründig nicht um die Errettung, auch wenn die meist mit eingeschlossen ist. Fast immer hat es, wie der Name schon sagt, mit einem Auftrag bzw. Dienst zu tun, aber es beginnt wohl damit, dass wir zum Glauben an Jesus Christus und zur Gemein-schaft mit Ihm bestimmt sind. Der Auftrag der Gemeinde (und damit jedes Gläubigen) wird in 1 Petr. 2, 9 so beschrieben: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht…, damit ihr die Tugenden (oder Großtaten) dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht…“. Welche Hoffnung ist nun aber mit unserer Berufung verbunden? Dazu möchte ich einfach die Bibel selbst zu Wort kommen lassen, ohne ein umfassendes Bild vermitteln zu wollen: „Der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, wird es auch vollführen…“ (Phil. 1, 6) „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ (Röm. 8,1) „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast…“ (Joh. 17, 24) „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“ (1. Kor. 2, 9) „Selbst die Schöpfung wird freigemacht werden von der Knecht-schaft der Vergänglichkeit zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (Röm. 8, 21) „Auch wir selbst…erwarten die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes.“ (Röm. 8, 23) „Die Toten werden auferweckt werden unverweslich und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen…“ (1. Kor. 15, 52+53) „Wir erwarten aber, nach seiner Verheißung, neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“ (2. Petr. 3, 13) „Und Gott wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein…“ (Offb. 21, 3)
Was uns sonst noch im Himmel erwartet, darauf kann ich hier leider nicht mehr eingehen. Deutlich wird, dass es letztlich nicht vorrangig um uns geht, sondern dass wir, wie wiederholt gesagt wird, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade seien. (Eph. 1, 4-14). Und doch sind wir in diesen großen Plan Gottes mit eingeschlossen, nicht nur so nebenbei, sondern gewollt. Das darf uns immer neu Grund zur Freude und Dankbarkeit Gott gegenüber sein.
Für heute herzliche Grüße und eine gesegnete Osterzeit wünscht
Euer
Karl- Heinz Pohle