‹ Juli - Christen in Chemnitz, Sachsen informieren - christen.ws

christen.ws

Sie sind hier: Archiv / Herrnhuter Monats-Losungen / 2010 / Juli

Juli

So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott! Hosea 12, 7

Lieber gläubiger Leser,

unser heutiges Bibelwort ist im Grunde eine Fortsetzung des Monatsspruches vom Juni. Nicht nur, dass der Prophet Hosea einige Jahre später als Amos auftritt und man gut verfolgen kann, ob sich die Verhältnisse zum Guten oder Schlechten entwickelt haben, auch thematisch liegen sie sehr nah beieinander, wie wir noch sehen werden.
Zuvor aber noch ein Wort über Hosea, über den sicher nicht allzu oft gesprochen wird, weil er eine Botschaft weiter zu geben hatte, die auf den ersten Blick doch etwas eigenartig anmutet. Mir hat da der Roman „Die Ehe des Propheten“ geholfen, den ich als Jugendlicher einmal gelesen habe, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Da wird der Prophet Hosea von Gott beauftragt, eine Hure zu heiraten, von der man allgemein annimmt, dass es sich bei ihr um religiös begründete Prostitution handelte. Dass es so etwas in Israel überhaupt gab, wirft ein bezeichnendes Licht auf den geistlichen Zustand des Volkes.
Diese Ehe ist von der wiederholten Untreue der Frau gekennzeichnet, die ihren Mann sogar mehrfach verlässt. Weil er sie trotzdem liebt, leidet der Prophet unsäglich darunter und holt sie immer wieder zurück. So muss er, wie andere Propheten auch, nicht nur mit Worten die Ankündigungen Gottes weitergeben, sondern am eigenen Leibe erleben und zugleich deutlich machen, wie sehr Gott selbst an der Untreue und Halsstarrigkeit seines Volkes leidet.
Er prangert den Götzendienst an, der sich besonders im Nordreich weiter ausbreitete und eine Bündnispolitik, die nicht nur im eigenen Land zu politischen Turbulenzen führte, sondern am Ende die Verbannung zur Folge hatte. So sind auch die eigenartigen Namen der drei Kinder, die dem ungleichen Paar geboren wurden, unverhüllte Gerichtsankündigungen an sein Volk (übrigens nimmt der 1. Petrusbrief in Kap. 2, 10 auf diesen Sachverhalt Bezug, so dass es sich lohnt, einmal die ganze Geschichte zu lesen).
Nun aber zu unserem Wort selbst. Da ist zuallererst von Bekehrung die Rede. Dieser Begriff ist für uns Christen das Synonym für die grundsätzliche Lebensübergabe an Jesus Christus, mit Schuldbekenntnis, Empfang der Vergebung, des neuen Lebens und der Gotteskindschaft. In dieser Form ist das im Leben nur einmal möglich (vergl. Hebräer 6, 4). Aber Bekehrung als Umkehr von falschen Wegen oder Verhaltensweisen, verbunden mit dem Bekennen und der Bereinigung neuer Schuld, ist doch immer wieder einmal nötig. So verstehe ich jedenfalls obiges Wort, das ja an das Volk Gottes gerichtet ist.
Und wie diese Umkehr aussehen sollte, wird nun noch näher beschrieben.
Die ersten beiden Merkmale sind Barmherzigkeit (oder: Güte, Treue, Liebe) und Recht. Das ist eine Zusammenstellung von Begriffen, die sich auszuschließen scheinen, jedenfalls bei uns Menschen. Dass es doch geht, hat Gott in Seinem einmaligen Erlösungswerk vorgemacht. Darüber haben wir in anderen Gemeindebriefen schon öfter ausführlicher nachgedacht. Es geht aber nicht nur darum, dies anbetend zu erfassen und anzunehmen, sondern um die praktische Konsequenz daraus im Verhalten zueinander in Familie und Gesellschaft bis hin zu dem Miteinander der Völker, aber auch in der Gemeinschaft der Gotteskinder, der Gemeinde. Es ist erschreckend, wie Hosea die Verhältnisse im Volke Gottes seiner Zeit beurteilen muss: Es herrschen Meineid, Lüge, Mord, Diebstahl, Ehebruch, Gewalttat und Blutschuld, worunter nicht nur der Mensch, sondern die ganze Schöpfung leidet (Hosea 4, 2-3).
Die Ursache dafür ist, dass man das Heilshandeln Gottes in der Geschichte und im eigenen Leben vergessen hat. Man meint, auf Gott nicht mehr angewiesen zu sein und die Dinge doch auch selber ganz gut regeln zu können. Das ist damals wie heute ein verhängnisvoller Irrtum! Deshalb fügt der Prophet Hosea als zweites hinzu: „… und hoffe stets auf deinen Gott!“ Was unter „hoffen“ oder „Hoffnung“ zu verstehen ist, haben wir schon mehrfach erörtert. Hier nur soviel: Es ist die Inanspruchnahme des göttlichen Heils für die Gegenwart, auch wenn seine volle Erfüllung erst in der Ewigkeit sein wird. Man muss dann nicht sehen „wo man bleibt“ oder wie man „mit dem Rücken an die Wand kommt“, man muss sich auch nicht nach jeder Seite absichern, weder als Einzelner, noch als Volk.
Worauf setzen wir unsere Hoffnung? Auf einen gesicherten Arbeitsplatz, eine angemessene Rente, Lebensversicherungen oder Aktien? Was erwarten wir von bestimmten Parteien oder internationalen Bündnissen?
Ich bin keiner, der dafür plädiert, sich aus allem heraus zu halten, aber wir sollten darauf achten, was oder besser wer die maßgebliche Triebfeder unseres Denkens und Handelns ist. Und der einzige, der zu jeder Zeit und in jeder Hinsicht unser Vertrauen verdient, wird uns hier nochmals als „dein Gott“ nahegebracht, als wenn ER ausschließlich für Dich oder mich der Ansprechpartner wäre. Und ER ist noch viel mehr: unser lieber Vater in Jesus Christus!

Ihr Karl- Heinz Pohle