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Juli

Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.

                                                                                           Matthäus 6, 21

Lieber gläubiger Leser,

jetzt ist eingetreten, was ich schon länger mal befürchtet habe, dass sich so ein Monatsspruch fast wort- wörtlich wiederholt. Eine kleine Änderung gegenüber der Stelle aus Lukas 12, 34, die wir vor ca. 2 Jahren betrachtet haben, besteht darin, dass wir in der Einzahl, also noch viel persönlicher, angesprochen werden. Aber das ändert nicht viel an meinem „Problem“. Nun könnte ich mich an Paulus halten und sagen, dass es mir nichts ausmacht, Euch nochmals dasselbe zu schreiben, weil es letztlich zu Eurer Festigung dient (vergl. Philipper 3, 1).

Aber ganz so egal ist es mir dann doch nicht, und für so bedeutsam halte ich meine eigenen Gedanken nicht, auch wenn ich mich bemühe, ganz nahe am Worte Gottes zu bleiben. Damit wir vielleicht doch eine etwas andere Blickrichtung bekommen, will ich unser Wort einmal von hinten „aufzäumen“: Wo Dein Herz ist, also was Dir besonders wichtig ist, womit Du Dich am meisten beschäftigst, was die größte Freude bei Dir auslöst, das ist Dein Schatz! Dieser Gedanke ist zwar auch nicht neu, aber ich möchte ihn einmal in eine ganz bestimmte Richtung lenken. Ohne dass ich es gesucht habe, sind mir in letzter Zeit drei Bücher in die Hände gekommen, die sich mit dem Himmel bzw. der Ewigkeit befassen. So unterschiedlich die Herangehensweise der drei Autoren auch ist, und so abweichend die „Erkenntnisse“ in einzelnen Punkten sein mögen, ein Fazit haben sie alle gleich: Wenn ich mich nicht mit dieser Thematik befasse, brauche ich mich nicht zu wundern, dass mir der Himmel irgendwie fremd ist, obwohl er ja meine Heimat ist, und dass mir „der Spatz in der Hand (unser Leben hier) lieber als die Taube auf dem Dach“ ist.

Natürlich ist klar, dass die Wirklichkeit, die wir in der Ewigkeit einmal vorfinden werden, all unsere Vorstellungen übertreffen wird (1. Kor. 2,9). Aber ist es deshalb verboten, sich über diese Dinge Gedanken zu machen, Fragen zu stellen, die uns zutiefst berühren, zumal die Bibel ja eine ganze Reihe von Anhaltspunkten liefert. Die Schwierigkeit für uns ist nur, zu unterscheiden, was bildliche Sprache oder aber Beschreibung der Wirklichkeit ist. Deshalb sollten wir uns davor hüten, aus den persönlich gewonnenen Standpunkten eine Lehre zu machen oder uns in Spekulation zu verirren, die mehr schaden als nützen.

Ich will nun im folgenden einige von den Fragen weitergeben, die die Autoren der Bücher aufwerfen und zu beantworten suchen, ohne dass ich ihre Antworten mitliefern oder gar kommentieren will, weil es im Sinne unseres Monatsspruches wichtig ist, dass Ihr Euch selbst damit beschäftigt und nach Antworten sucht:

-Was bedeutet es für uns Menschen, „im Himmel“ zu sein?
-Wo wird Gott sein und werden wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen?
-Ist der Himmel ein wirklicher Ort oder nur ein bestimmter Zustand?
-Warum muss es neue Himmel und eine neue Erde geben und braucht es überhaupt eine neue Erde, wenn wir doch im Himmel sein werden?
-Wird alles völlig anders sein oder manches auch noch an die alte Erde erinnern? Wird es z.B. noch verschiedene Länder und Sprachen geben, werden die Menschen essen und trinken, und wird es noch eine gewisse Vorstellung von „Zeit“ geben?
-Wie wird unser Körper beschaffen sein und werden wir uns wiedererkennen können?
-Womit werden wir im Himmel beschäftigt sein, werden wir weiterhin lernen und arbeiten und auch ausruhen und schlafen?
-Was wird aus den Tieren, wird es sie auf der neuen Erde geben? Sind sie in die Erlösung und letztlich in das Lob Gottes mit einbezogen?

Man könnte die Liste der Fragen noch verlängern, aber zugegeben, die meisten davon sind nicht heilsnotwendig. Und wenn wir auf manche Frage keine befriedigende Antwort finden, ist das auch nicht so schlimm. Wichtig ist, „wo unser Herz“ ist, deshalb wollte ich uns allen, auch mir selbst, den Himmel und den, der ihn für uns erkämpft hat und uns dafür zubereitet, ganz neu lieb machen. Die Gefahr, dass wir die Bodenhaftung dabei verlieren könnten, halte ich in unserer Zeit eher für gering. Übrigens können uns auch alte und neue Liedverse helfen, das Ziel im Blick zu behalten. Mir fiel da z. B. spontan das alte Chorlied „Heimat im Lichte dort …“ ein oder das Lied 675 aus unseren Glaubensliedern „Lass mir das Ziel vor Augen bleiben …“. Schließen und Sie herzlich grüßen möchte ich aber mit einem Vers aus einem meiner Lieblingslieder:

„Einst strahlt ewiges Licht aus des HERRN Angesicht, wenn ich Jesus in Herrlichkeit seh´,
alles Dunkel der Nacht weicht der himmlischen Pracht, wenn ich Jesus in Herrlichkeit seh´.
Ist mein Lauf hier vollendet, mein Leben vorbei, ruh´ ich aus in der himmlischen Höh´,
und was hier mir verwehrt, find ich droben verklärt, wenn ich Jesus in Herrlichkeit seh´.“

Ihr  Karl-Heinz Pohle