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Mai

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben,
dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.

                                                                                                                        Römer 15, 13


Lieber gläubiger Leser,

Gott wird in der Bibel nicht nur verschieden genannt oder mit bestimmten Eigenschaften gekennzeichnet, sondern Er hat auch eine Reihe von „Titeln“, wie ich es einmal nennen will. Hier ist es der Titel „Gott der Hoffnung“, ich habe aber mindestens noch 14 andere gefunden, drei davon allein in diesem und dem folgenden Kapitel des Römerbriefes. Es würde sich bestimmt lohnen, nur mal dem nachzugehen. Bleiben wir aber beim Text.

Warum trägt Gott nun gerade diesen Titel? Hoffnung hat doch zu tun mit Glauben an etwas, was man noch nicht sieht, wie wir schon wiederholt festgestellt haben. Aber Gott weiß und sieht doch alles, ist denn Hoffnung für Ihn dann überhaupt nötig?

Ich denke, hier wird nicht zuerst eine Wesensart Gottes, sondern die Wirkung Seines Tuns auf uns Men- schen und die ganze Schöpfung beschrieben. Er ist es, der uns begründet hoffen lässt! Weil Er das stellvertretende Opfer Seines Sohnes am Kreuz zu unserer Rechtfertigung und zu unserem Heil angenommen und durch Jesu Auferweckung besiegelt hat. Das klingt so einfach und logisch und doch hatten zu aller Zeit Menschen Probleme damit, es im Glauben zu fassen. Welche Mühe hatte z. B. Paulus mit der Gemeinde in Korinth, ihnen die Bedeutung dieser zentralen Aussage deutlich zu machen (lies 1. Kor. 15). Aber es darf auch nicht nur bei einem verstandesmäßigen Bejahen bleiben. Diese Gefahr entdecke ich zuweilen bei mir.
Denn dieses Ereignis stellt die Verhältnisse derart auf den Kopf, dass unser praktisches Leben davon nicht unberührt bleiben kann. Die Bibel spricht davon, dass wir eine neue Kreatur sind (2. Kor. 5, 17). Wie passt das aber mit unserer Erfahrung zusammen, dass es dennoch bei uns noch sehr „menschelt“? Hier kommt der Glaube ins Spiel, der von den von Gott geschaffenen Fakten ausgeht und Ihm zutraut, dass der das gute Werk in uns angefangen hat, es vollführen wird auf den Tag Christi. Das hat nichts mit Selbsttäuschung zu tun, sofern das nicht nur ein Gedankenspiel bleibt, sondern uns zu konkretem Handeln anleitet. Und es ist ein lebenslanger Prozess, aber wie weit wir auf diesem Wege sind, hängt nicht in erster Linie vom Lebens- alter ab. So kann ein Jugendlicher, aber auch ein Junger im Glauben, der dem Wirken des Heiligen Geistes Raum gibt, schon reich an Hoffnung sein, wie es unser Bibelwort ausdrückt.

Zwei Kennzeichen, wie weit man in diesem Prozess ist, werden uns hier genannt, aber es gibt sicher noch andere: Freude und Frieden. Wie ist es also um unsere Freude bestellt? Ist sie ein Markenzeichen von uns, an dem man uns erkennt? Ich meine nicht nur die natürliche Fröhlichkeit, die schon manches bewirken kann, sondern die Freude darüber, Gottes Kind zu sein und von Ihm geliebt zu werden, die Freude, in Seinem Wort immer neue Entdeckungen zu machen, die Freude auf das, was noch aussteht, wenn wir in Seiner Herr- lichkeit sein werden. Oder sind wir eher griesgrämig und sehen in allem immer zuerst das Negative. Vor allem im Älterwerden neigt man dazu, zu resignieren und der Vergangenheit nachzutrauern, und kann sich nicht an dem freuen, was noch gut ist.

Und wie ist es mit dem Frieden, jenem Geborgensein in der Liebe und Fürsorge Gottes, das auch in Prü- fungen und widrigen Lebensumständen standhält, uns selber nicht ängstlich umher irren und auch nicht die Beziehungen zu den Menschen in unserem Umfeld vergiften lässt? Das wäre nämlich die traurige Alternative, wenn wir nicht im Glauben wachsen, oder Freude und Frieden gar auf der Strecke bleiben. Unser Blick darf nach vorn gehen, auf die Vollendung, auf die Herrlichkeit beim Vater, auf die Hochzeit des Lammes, auf den neuen Himmel und die neue Erde und vieles andere mehr.

In dieser Gesinnung sollen wir immer reicher werden oder „überreich“ sein, wie es andere Übersetzungen ausdrücken, und ich denke, da schwingt der Gedanke mit, dass es nicht nur gerade so für uns selber reicht, um „über die Runden zu kommen“, sondern dass wir auch anderen auf dem Wege zur Hilfe werden können. Die Kraft dazu hat Gott in uns hineingelegt, indem Er uns als „Anzahlung“ auf das Kommende Seinen Heiligen Geist gegeben hat. An uns ist es, Seinem Wirken Raum zu geben und uns immer neu nach Ihm auszu-strecken.

Einen gesegneten Monat Mai wünscht Ihnen

Ihr  Karl- Heinz Pohle