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September

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

                                                                                                          Matthäus 18, 20


Lieber gläubiger Leser,

dieses Bibelwort ist uns allen sehr vertraut, wird doch oft bei unseren Zusammenkünften in den Eingangsgebeten an diese wunderbare Verheißung erinnert, oder es gibt Lieder und Kanons, die das zum Inhalt haben, die wir schon manches Mal miteinander gesungen haben. Was mir bisher aber noch nie aufgegangen ist, ist die Tatsache, dass diese Zusage eigentlich in Verbindung mit dem Beten gegeben wurde, und zwar mit dem gemeinsamen Beten, das von Anfang an eine der vier Säulen des Gemeindelebens war (Apg. 2,42). Diesen Gesichtspunkt wollen wir heute einmal stärker in den Blick nehmen, auch wenn die übliche Sichtweise natürlich nicht verkehrt ist.

Dass für das gemeinsame Gebet sowieso etwas andere Regeln gelten, sollte man sich immer wieder einmal vergegenwärtigen. Z. B., dass persönliche Anliegen weitgehend zurücktreten, dass man laut und deutlich sprechen soll, damit die anderen es mit ihrem „Amen“ (so sei es!) bestätigen können, dass besser mehrmals kurz als einmal zu lang gebetet werden sollte usw. Manche stellen auch noch andere Regeln auf, die zwar nicht zwingend, aber hilfreich sind, z. B., dass man mit Dank und Anbetung beginnt, danach ggf. Schuldbekenntnis oder Beugung und zum Schluss Bitte und Fürbitte folgen sollten.

Ein Aspekt, den wir vielleicht alle zu wenig beachtet haben, steckt schon in dem alten Wort „versammelt sein“, was ja nicht nur das körperliche Anwesendsein, sondern das Vereintsein in einem bestimmten Anliegen einschließt. Noch deutlicher sagt es aber der Vers 19, wenn von „übereinkommen“ oder „einig sein“ (wie andere übersetzen) die Rede ist. Das setzt doch voraus, das es zuvor konkrete Informationen gegeben und man sich abgesprochen hat, worum man beten will. In Einzelfällen wird das bei uns so gehandhabt, aber es könnte grundsätzlich eine Hilfe sein, konkreter und zielgerichteter zu beten. Natürlich gibt es auch andere Formen des gemeinsamen Gebetes, wie das Beten „an einem Bibelwort entlang“, Psalmengebete oder unterschiedliche Arten des Lobpreises. Entscheidend dafür ist, was das Hauptanliegen der jeweiligen Zusammenkunft ist.

Erstaunt bin ich, dass nicht die Anzahl der Beter im Vordergrund steht, wie wir nach unserer Logik meinen könnten, womit ich nun aber nicht aus der Not eine Tugend machen will. Wenn die Gebetsstunden die am schlechtesten besuchten Zusammenkünfte sind, ist das nicht gerade ein gutes Aushängeschild für eine Gemeinde, allerdings kann das verschiedene Ursachen haben. Darüber darf immer wieder nachgedacht werden, aber ein Grund zur Entmutigung muss es nicht sein, wenn wir sehen, wie sehr uns der HERR in der Anzahl der Beter entgegenkommt.

Entscheidender ist die Frage, was es heißt, in Jesu Namen versammelt zu sein. Ist jede Zusammenkunft, in der der Name Jesus genannt wird, schon ein Versammeltsein in Seinem Namen? In jemandes Namen zu handeln heißt doch: in seinem Auftrag, in seiner Vollmacht, in seinem Sinne, zu seiner Zufriedenheit. Das ist einerseits eine hohe Verantwortung, zugleich aber ein großer Vertrauensbeweis. Einiges wird auch deutlich, wenn wir uns die Verheißung ansehen, die der HERR in diesem Zusammenhang gibt, und daraus Rückschlüsse für uns ableiten. Was könnte dieses „da bin ich in ihrer Mitte“ also bedeuten?

Um mir das selbst klarer zu machen, habe ich mir Begebenheiten aus der Bibel ins Gedächtnis gerufen, in denen der Herr Jesus buchstäblich in der Mitte stand, z. B., als die Jünger nach der Kreuzigung hinter verschlossenen Türen zusammen waren und plötzlich der auferstandene HERR eintrat (Joh. 20, 19-29 oder Lk. 24, 36-49). Was geschieht da? Das erste ist, dass „Mauern“ und „verschlossene Türen“ durchlässig werden. Zunächst zu uns hin, so dass der HERR an uns selber heran kann und durch den Zuspruch „Friede sei mit euch“ oder durch seelsorgerliche Gespräche wie bei Petrus, Thomas oder den Emmaus-Jüngern, Zurechtbringung und Heilung schenkt.

Später aber auch, dass sich (unsere) Mauern und Türen für die Leute von „draußen“ öffnen. Dazu muss aber zuvor eine neue Ausrüstung mit dem Heiligen Geist (Joh. 20, 22), sowie eine neue Beauftragung (Lk. 24, 47+48) und eine andauernde Unterweisung in den Gedanken und Plänen Gottes, wie sie in Seinem Wort niedergelegt sind (Lk. 24, 25-27 und 45+46), erfolgen.

Es gäbe sicher noch mehr zu entdecken, aber ich will es bei diesen Denkanstößen belassen. Mein Wunsch ist, dass sie uns erfreuen und neu motivieren, gerade auch beim Beten mit der Gegenwart des HERRN selbst zu rechnen.

Herzliche Segenswünsche,

Ihr  Karl- Heinz Pohle