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Lieber gläubiger Leser,
dieses Bibelwort schneidet ein Thema an, das in den letzten Jahren und Jahrzehnten wieder stärker in den Blickpunkt gerückt ist: „ganzheitliche“ Heilung, also nicht nur Behandlung der Symptome, sondern die Frage nach den auslösenden Ursachen. Das war zwar schon immer ein Ziel der Medizin, aber irgendwie haben sich die Gewichte verschoben, weil die Zahl der Erkrankungen, wo nicht ein Organ, sondern die Seele der Auslöser ist, sprunghaft gestiegen ist. Denken wir nur an die neue „Volkskrankheit“ Depression, die in jüngster Zeit sogar die Medien beschäftigte. Und weil es um die Seele geht, kann dieses Thema der Gemeinde Jesu nicht egal sein. Ob die vielen Schriften über „innere Heilung“ gut und hilfreich sind, welchen Wert christliche Gesundheitskongresse, Heilungsgottesdienste und das Krankengebet haben, kann man in einer kurzen Andacht nicht pauschal beurteilen. Ich weiß nur, dass das eine oder andere schon manchem zur Hilfe geworden ist. Da ich aber kein Fachmann auf diesem Gebiet bin, möchte ich mich deshalb bewusst auf einige Anmerkungen beschränken, zu denen der Monatsspruch selbst den Anstoß gibt:
Der beste Therapeut ist immer noch Gott selbst. Ihr wisst, dass es mir nicht darum geht, die Leistungen der Wissenschaft, speziell der Medizin herunter zu spielen und dass ich dafür plädiere, ihre Hilfen dankbar in Anspruch zu nehmen. Aber, wenn Gott unser Schöpfer ist, dann können wir Ihm die größte Kompetenz zutrauen. Wir können zwar nicht in üblicher Weise zu Ihm in die Sprechstunde gehen und die Bibel ist auch kein medizinischer Leitfaden, aber Sein Wort zeigt Zusammenhänge und Gründe sowie Wege der Hilfe auf und im Gebet dürfen wir, öfter als in einer Sprechstunde, zu Ihm kommen. Heilung hat zwar nicht die oberste Priorität, wenn wir uns die Aktivitäten Gottes ansehen, die in diesem Psalm aufgelistet werden, aber sie steht weit vorn (hier im Vers 3). Und auch für das Leben Jesu war bezeichnend, dass Er wohltuend und heilend umherzog (Apostelgeschichte Kap. 10, 38) und auch unserer Krankheiten wegen ans Kreuz ging (Prophet Jesaja Kap. 53, 4). Ihm ging es nie nur um eine Demonstration Seiner Macht, sondern immer um den einzelnen Menschen, dessen Zustand Ihn innerlich bewegte, für den Er sich Zeit nahm und ihm seelsorgerlich begegnete.
Im tiefsten Grunde geht es um unser zerbrochenes Herz. Dass damit nicht unser zentrales Organ gemeint ist, sondern das, was uns von Gott her erst zum Menschen gemacht hat, ist zumindest Bibelkennern klar. Nicht umsonst werden wir in Sprüche Kap. 4, 23 aufgefordert: „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.“ In der Folge werden sogar noch praktische Ratschläge erteilt, wie das geschehen kann. Das Problem ist nur, dass wir das beim besten Willen nicht schaffen. Grund dafür ist unser gestörtes Verhältnis zu Gott, was die Bibel Sünde nennt. Wenn also einem Menschen durchgreifend geholfen werden soll, darf dies nie außer Acht gelassen werden. Das heißt nicht, dass in der zeitlichen Reihenfolge auch mal das „Verbinden der Wunden“ den Vorrang haben kann, und es heißt auch nicht, dass Krankheit immer direkt etwas mit eigener Schuld zu tun hat (siehe Hiob). Aber sie hat immer etwas mit Gott zu tun!
Es gibt unterschiedliche Ursachen, die unser Herz kaputt machen und das Leben vergiften:
Enttäuschungen, traumatische Erlebnisse, Verletzungen durch Andere, eigenes Versagen, ständige Überforderung, eine unvernünftige Lebensführung usw. Aber es gibt nichts, wo Gott nicht helfen könnte. Im Gegenteil, Er liebt es, wenn wir mit unserem eigenen Zerbruch oder dem Leiden an dieser Welt zu Ihm kommen, weil Er dann eher und besser eingreifen kann.
Wunden verbinden ist trotzdem keine Nebensache. Oft sind es sogar die oberflächlichen Verletzungen, die die größten Schmerzen verursachen, die uns behindern und ein Einfallstor für Infektionen werden, wenn sie unbehandelt bleiben. Deshalb ist „Erste Hilfe“, auch im übertragenen Sinne, so wichtig. Der barmherzige Samariter musste nicht erst gesetzlich dazu verpflichtet werden, er wusste, was zu tun war (Lukas- Evangelium Kap. 10, 34f).
Und auch wir pfuschen Gott nicht ins Handwerk, wenn wir uns unserem Nächsten in Liebe zuwenden und ihm zu helfen versuchen, so gut wir es können, eben „verbindlich“ leben.Viel-leicht liegt hier sogar das größere Betätigungsfeld für die Gemeinde Jesu (1. Thessalonicher-Brief Kap. 5, 14 u. vergl. Prophet Hesekiel Kap. 34, 4), aber ich will nicht ausschließen, dass Er uns auch öfter als Handlanger in den direkten Heilungsprozess einbeziehen möchte. Auftrag und Kraft dazu kommen von Ihm bzw. sind Seiner Gemeinde schon anvertraut worden (1. Korinther- Brief Kap.12, 9; Jakobus- Brief Kap. 5, 14+15).
Mit diesen bruchstückhaften Gedanken grüße ich Sie heute ganz herzlich,
Ihr Karl- Heinz Pohle