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Januar

Lehre mich, Herr, deinen Weg: ich will wandeln in deiner Wahrheit!

                                                                                                          Psalm 86, Vers 11

Liebe Leser,

wir stehen am Anfang eines neuen Jahres. Für viele ist das eine Zeit zwiespältiger Gefühle und Gedanken. Begleitet von guten Vorsätzen gehen wir mit Elan an die Planung, wie wir die noch leeren Seiten unserer Lebensgeschichte gut und sinnvoll füllen können. Aber oft merken wir, dass es gar nicht so leicht ist, ein neues Kapitel zu schreiben, wenn das alte noch nicht verarbeitet und abgeschlossen ist. Es reicht eben nicht, nur das Kalenderblatt umzudrehen und ab sofort alles besser machen zu wollen. Vielleicht muss da erst manches geordnet werden, in der Beziehung zu Gott und untereinander, und es ist Vergebung nötig.

Und da ist andererseits die Unsicherheit, dass wir im Einzelnen gar nicht wissen, was auf uns zukommt. Hat es da Sinn, überhaupt zu planen und sich tiefere Gedanken zu machen? Vielleicht kann uns in diesem Fragen die Bitte des Psalmschreibers David, die uns als Spruch für den Monat Januar gegeben ist, eine Orientierungshilfe sein. Er wendet sich vertrauensvoll an den, der nicht nur der HERR seines Lebens ist, sondern der HERR der ganzen Welt, der alles ins Dasein gerufen hat, es trägt und erhält, der aus Schuld und Not herausführen kann, weil Er sein Leben dafür eingesetzt hat. Deshalb ist das nicht nur ein Zeichen von Demut, sondern von Realitätssinn, wenn David bittet: „Lehre mich deinen Weg“.

Es soll gar nicht bestritten werden, dass Menschen zu großartigen Leistungen fähig sind und geniale Ideen haben können. Gott hat das bewusst in den Menschen hinein gelegt, aber nicht zum Selbstzweck, immer in der Abhängigkeit und Verantwortung Gott gegenüber. Wenn wir ehrlich sind, dann empfinden wir unsere Begrenztheit in vielerlei Hinsicht selbst. Wir haben ja nicht einmal unser eigenes Leben in der Hand, geschweige denn den Lauf der Welt. Ist es da nicht vernünftig, sich an den zu wenden, der „alles durch das Wort seiner Macht trägt“ und der schon vor unserer Geburt einen Plan für unser ganz persönliches Leben hatte?

Leider sind wir nicht immer so einsichtig, auch nicht als Kinder Gottes, so dass Gott sich in anderer Weise in unserem Leben bemerkbar macht, dass Er der HERR ist. Besser ist es aber, immer wieder neu die Verfügungsgewalt über unser Leben bewusst an Ihn abzugeben. Dieser Gedanke schwingt mit bei der Formulierung „weise mir deinen Weg“, den einige Übersetzer gewählt haben. Aus der Geschäftswelt wissen wir, dass Weisungen bindend sind und keinen Widerspruch dulden. Eine solche Haltung ist Gott gegenüber angemessen, und im Grunde haben wir sie bei unserer Bekehrung und dann bei der Taufe zum Ausdruck gebracht. Es geht hier aber nicht um einen erzwungenen „Kadavergehorsam“, sondern um ein stabiles Vertrauensverhältnis, das aus den vielen guten Erfahrungen entstanden und gewachsen ist.

David bringt in diesem Psalm, aber auch in anderen Psalmen, so manches zur Sprache, was ihm die Entscheidung erleichtert: „Ich will wandeln in deiner Wahrheit!“ Das ist auch für uns wichtig, dass wir nicht nur einfach alles über uns ergehen lassen, was wir scheinbar doch nicht ändern können, sondern uns willentlich Gott zur Verfügung stellen als Lernende, egal in welchem Lebensalter wir sind, und als Handlanger bei den Aufträgen, die Er uns erteilt. In diesem Darunterbleiben unter Seiner Führung werden wir immer wieder einmal erkennen müssen, dass unsere Wege nicht immer Seine Wege sind und dass unsere Biografie nur ein Bruchteil Seines großen Heilsplanes ist. Und trotzdem kümmert Er sich um jeden von uns.

An uns ist es, diesen Weg nicht aus den Augen zu verlieren, was doch im Grunde heißt, Jesus Christus nicht aus den Augen zu verlieren, der von sich bezeugt hat: „ Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Johannes- Evangelium  Kap.14, 6). Das, was Er gesagt und getan hat, ist Maßstab für unser Leben.

So ist auch der Entschluss „ich will wandeln in deiner Wahrheit“ nicht in erster Linie unser Versprechen, künftig alles richtig machen zu wollen, sondern das Anerkennen der für uns Menschen lebenswichtigen Autorität Gottes, was in unserem konkreten Verhalten (Wandel) zum Ausdruck kommen muss.

Wenn wir so in das neue Jahr hineingehen, dann dürfen wir ganz sicher mit Seiner Führung, Bewahrung und Hilfe rechnen. Schließen und  grüßen möchte ich Euch mit dem Refrain eines bekannten Liedes, das diese Gedanken noch einmal aufgreift:

Du bist der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Wer dir Vertrauen schenkt, für den bist du das Licht.
Du willst ihn leiten und ihm wahres Leben geben,
ewiges Leben, wie dein Wort es verspricht.

Ihr Karl- Heinz Pohle