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März

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

                                                                                                 Markus-Evangelium 10, 45


Lieber gläubiger Leser,

was für eine Brisanz in diesem scheinbar einfachen Worten steckt, wird vielleicht erst deutlich, wenn wir die Situation bedenken, in die hinein sie gesagt wurden: Jesus Christus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Während ER weiß, was ihn dort erwartet, haben seine Nachfolger trotz dreimaliger deutlicher Leidensankündigung den Ernst der Lage nicht erfasst. Wie sonst ist es zu verstehen, dass sie sich erst untereinander streiten, wer wohl der Größte von ihnen ist (Markus-Ev. 9,33-37) und wenig später zwei von ihnen auch noch bei der Vergabe von „Posten“ bei Seinem Machtantritt bevorzugt behandelt werden wollen (Markus-Ev. 10,35-41). Als ER sie nach ihrer „Qualifikation“ für eine solche Führungsaufgabe fragt, antworten sie ihm sinngemäß: „Was du kannst, können wir auch!“ (Vers 39) Was für eine Ãœberschätzung!

Das erinnert mich irgendwie an die derzeit gängige Bewerbungspraxis: Vermeintliche Stärken besonders herausstellen, um andere auszustechen, Schwächen möglichst verschweigen. Aber hier geht es ja nicht um irgendeinen Job, hier geht es um Lebenseinsatz. Das wird an den Ausdrücken „Kelch trinken“ und „getauft werden“ deutlich. Das sind Begriffe, die auch für uns einen hohen Stellenwert haben, die wir aber wohl selten in diesem Zusammenhang sehen.

Jesus bescheinigt ihnen sogar, dass sie solche Erfahrungen machen werden, aber eben nicht freiwillig. Und dann macht ER allen Jüngern klar, welcher Unterschied besteht zwischen den Herrschern bzw. Großen dieser Welt und den Großen im „Reich Gottes“. Wenn Jesus davon spricht, dass sich Herrscher häufig ihre Macht selbst aneignen und sie oft dazu benutzen, ihre Völker zu unterjochen, dann möchte man ihnen das am liebsten „ins Stammbuch schreiben“. Aber erstens ist das keine neue Erkenntnis, denn schon als Israel einen König wie alle Völker forderte, zeigte Gott auf, welcher Machtmechanismus dann in Kraft tritt (1. Buch Samuel 8, 10-18), und zweitens geht es hier nicht vordergründig um Politiker und Politik, sondern um uns als Nachfolger Jesu, für die ganz andere Maßstäbe gelten.

Wem im guten Sinne daran gelegen ist, in der Gemeinde etwas zu bewirken, Führungsaufgaben und Verantwortung zu übernehmen (was ja Gottes Plan mit uns ist), der muss sich an der Art und dem Leben Jesu messen lassen. Dazu werden in unserem Monatsspruch zwei Merkmale genannt, die den „Menschensohn“ kennzeichnen (es gibt sicher noch viel mehr): Bereitschaft zum Dienen und Hingabe. Es ist also nicht zuerst dieser „Titel“, der recht bescheiden klingen mag, aber viele sehen darin in Verbindung mit der alttestamentlichen Prophetie sogar einen klaren Herrschaftsanspruch Jesu.

Es geht um die Lebensführung, um die Einstellung zum Nächsten, um die Unterordnung unter den Willen Gottes, die bei keinem so deutlich ablesbar ist wie bei Jesus Christus. Denken wir nur mal an die Fußwaschung bei seinen Jüngern (Johannes- Ev. 13,1-15). ER ist sich nicht zu schade, sich vor den anderen herab zu lassen und die Drecksarbeit zu übernehmen, wie sie einem Gastgeber oder dessen Hausangestellten zukam.

Vergleichen wir das mit uns. Wie schnell sind wir dabei, zu sagen oder zu denken: „Das ist doch nicht meine Aufgabe! Ich bin doch nicht dein Butler oder dein Dienstmädchen!“ Wenn solch eine Mentalität schon für das private und öffentliche Leben verhängnisvoll ist, wie viel mehr erst für eine Gemeinde. Es geht aber nicht nur um das Bedient-werden oder Sich-bedienen-lassen, sondern um eine Ganzhingabe unseres Lebens. Zwar können wir es nicht als Lösegeld für andere einsetzen, weil wir selber erlösungsbedürftig sind. (Psalmen 49,7) Das konnte nur Jesus Christus, weil ER ohne Sünde gelebt hat und sich am Kreuz für uns alle zur Sünde machen und stellvertretend hinrichten ließ.

Aber immerhin mutet es uns Gott zu, in der Endkonsequenz unser Leben für die Brüder (und Schwestern) darzulegen (1. Johannes- Brief 3,16), was nicht unbedingt Martyrium, aber Anteilgeben am eigenen Leben bedeutet. Ich weiß, dass das ein großer Anspruch ist, der uns vielleicht eher mutlos machen könnte. Aber fangen wir doch im kleinen und im persönlichen Umfeld neu damit an zu „dienen“ (nicht zu verwechseln mit „dienern“!), dann kann uns Gott auch für Seine Ziele gebrauchen.

Für heute herzliche Grüße

Ihr Karl- Heinz Pohle