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Mai

Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.
                                                                                                                                1. Brief anTimotheus 4, 4


Lieber gläubiger Leser,

der neue Monatsspruch beginnt mit einer gewaltigen Aussage: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut!“ Vielleicht empfinden Sie dieses Wort auch gar nicht so gewaltig, weil im Grunde nur das bestätigt wird, was wir schon vom Schöpfungsbericht her kennen, wo Gott es mehrfach selbst bekundet hat (1. Buch Mose 1, 4; 10; 12, 18; 21; 25; 31). Aber, dass dieses Urteil nach all den Jahrhunderten der Welt- und Heilsgeschichte mit solchen Stationen, wie Sündenfall, Sintflut, Sodom und Gomorra, der wechselvollen Geschichte des Volkes Israel bis hin zur Ablehnung und Hinrichtung ihres Messias, nicht zurückgenommen oder abgeschwächt wird, ist schon erstaunlich. Und dass das auch für unsere Gegenwart gilt mit der Kette von Kriegen, brutaler Gewalt, Naturkatastrophen und dem ethischen Verfall.

Ich musste aber auch noch über einen anderen Zusammenhang nachdenken: Als einmal ein reicher junger Mann mit Fragen zu Jesus kam und IHN mit „Guter Meister“ anredete, wurde er ziemlich unsanft von IHM korrigiert: „Nur einer ist gut, Gott allein.“ (Markus- Evangelium 10, 17+18) Ist das nicht ein Widerspruch zu oben Gesagtem? Darf man dann Prädikate, die eindeutig für Gott gelten, einfach auf das Geschaffene (oder Geschöpf) übertragen? Dann hätten die Leute ja recht, die behaupten, dass der Mensch gut ist. Ich will versuchen, eine Antwort zu geben: Aus sich selber ist der Mensch nicht gut. Er wird in der Bibel mit einfachem Ton verglichen, der erst dadurch seinen Wert erhält, dass ein Töpfer ihn nach seinen Gedanken und für einen bestimmten Zweck formt. Wenn wir bedenken, woraus wir gemacht sind und was nach dem Tod aus unserem Körper wird, so merken wir, dass das genau unsere Wirklichkeit beschreibt.

Das gleiche gilt natürlich auch für die Tier- und Pflanzenwelt und die gesamte Schöpfung. Ohne Lebensverbindung zu dem Schöpfer ist wirkliches „Gutsein“ einfach nicht möglich. Jetzt bin ich gedanklich ein wenig abgeschweift, denn in unserem Monatsspruch geht es noch um etwas anderes, aber vielleicht helfen diese Vorüberlegungen zum besseren Verständnis.

Worum geht es? Auch wenn im 1. Brief an Timotheus Kap. 4 erst von späteren Zeiten gesprochen wird, muss es in der Gemeinde bereits Leute gegeben haben, die den Verzicht auf die Ehe nicht nur gut hießen, sondern forderten, ebenso, sich von bestimmten Speisen zu enthalten. Mich erstaunt, mit welcher Klarheit und Schärfe Paulus gegen diese Leute vorgeht, obwohl er doch selber auf die Ehe verzichtete und auch ein gelegentliches Fasten nichts Unbekanntes für ihn war. Da fallen Worte wie „Abfall vom Glauben“, „betrügerische Geister“, „ Lehre von Dämonen“, „Heuchelei“ (Verse 1-3). Muss man denn gleich solche Geschützen auffahren? Konnten sich jene nicht sogar auf den Herrn Jesus berufen, der in seinen Endzeitreden genau diese Themen berührte? Im Lukas- Evangelium 17, 26-29 werden typische Verhaltensmuster aus der Zeit Noahs und Lots als Merkmale für die Endzeit genannt: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten und wurden verheiratet, …sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten. Vielleicht haben Sie sich auch schon mal gefragt, was daran eigentlich so schlimm ist. Sind das nicht normale Dinge, ohne die unser Leben gar nicht denkbar wäre? Das Schlimme sind nicht die Dinge selbst, sondern wie wir damit umgehen. Ob sie unser einziger Lebensinhalt sind, ob wir unser Leben in eigener Regie führen, ohne nach den guten Vorgaben Gottes zu fragen und IHM gegenüber verantwortlich zu sein und ohne an die Ewigkeit zu denken.

Aber haben dann nicht diejenigen recht, die ihren Finger auf solche Schwachstellen richten? Was machen sie verkehrt? Sie belegen die guten Gaben Gottes mit einem Makel, anstatt aufzuzeigen, wie man richtig damit umgeht. Im Bestreben, dabei selbst als besonders heilig dazustehen, lösen sie sich mehr und mehr von der Gnade Gottes und der Beziehung zu IHM. Das kann durchaus auch eine Gefahr für uns sein, wenn wir die Maßstäbe für „heilig“ oder „verwerflich“ selbst festlegen wollen oder Dinge unnötig überspitzen, aus welchen Motiven auch immer. Besser ist es, alle Dinge unseres Lebens, auch die ganz profanen, immer wieder mit Gott in Verbindung zu bringen und unter Seine Herrschaft zu stellen. Deshalb beten wir z. B. vor dem Essen, um daran zu denken, wem wir das letztlich zu verdanken haben und um Seinen Segen zu bitten. Das hat nichts mit „magischem“ Denken zu tun, sondern ist gelebte Beziehung.

Das gilt aber genauso für alle anderen Bereiche, wie Ehe und Familie, Beruf, Freizeit usw. Es gäbe sicher noch manches zu sagen, aber ich will zum Schluss einfach das Bibelwort selbst nochmals reden lassen, das das Ganze so zusammenfasst: „Nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.“

Herzliche Grüße,

Ihr Karl- Heinz Pohle