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dieser Bibelvers geht eigentlich noch weiter, aber wir wollen bei dieser Kurzfassung bleiben, weil sie sich auf die wesentlichen Aussagen beschränkt und dadurch einprägsam sind. Nicht nur aus grammatikalischer Sicht fällt uns eine Dreiteilung auf, in deren Mitte der Begriff „Tempel“ steht. Das muss aber nicht bedeuten, dass das auch das Wichtigste ist.
Der Tempel ist im allgemeinen Sprachgebrauch ein einer Gottheit geweihter Raum bzw. ein geweihtes Gebäude, ein Ort der Verehrung, aber auch der Versuch, in eine gewisse Beziehung zu dem Unsichtbaren oder Unnahbaren zu kommen, sich seiner Gegenwart zu versichern. Deshalb hat es zu allen Zeiten und in den verschiedensten Religionen Tempel, oder sagen wir allgemein „Heiligtümer“, gegeben und es gibt sie auch heute noch.
Was ist nun das Besondere an dem Tempel, um den es uns heute geht? Dazu müssen wir in seine Entstehungsgeschichte, vor allem aber die seines Vorläufers, der “Stiftshütte“, hinein sehen. Das erste, was uns dabei auffällt, ist, dass das kein Produkt menschlicher Fantasie oder Genialität ist, sondern ein Abbild der durch Gott selbst geoffenbarten Wirklichkeit. So wurde dem Mose mehrfach eingeschärft, ja alles nach dem Vorbild anfertigen zu lassen, was er auf dem Berg in der Gegenwart Gottes gesehen hatte (2. Buch Mose Kap. 25, 9+40; 26, 30: 27, 8). Und ich war erstaunt festzustellen, dass auch für den Tempelbau ein Bauplan Gottes existierte (1. Buch Chronika Kap. 28, 19), obwohl ja gerade Salomo sich durch seine überragende Baukunst einen Namen gemacht hatte. Wer sich näher mit den Einzelheiten des Tempels befasst, und es sind ganze Bücher über die verschiedenen Opfer, die verwendeten Materialien, die Farben- und Zahlensymbolik und anderes mehr geschrieben worden, der ahnt etwas von der Herrlichkeit und den weisen Gedanken Gottes.
Auf diesem Hintergrund klingt meine zweite Feststellung fast wie ein Frevel, aber sie stimmt:
Stiftshütte und Tempel sind letztlich Provisorien, wenn auch überaus wichtige und wertvolle. Sie sind der Ersatz oder die begrenzte Möglichkeit für die unmittelbare Gegenwart Gottes, die durch den Sündenfall verloren gegangen ist (siehe News vom September). Deshalb ist es folgerichtig, dass es auf der neuen Erde im neuen Jerusalem keinen Tempel mehr geben wird (Offenbarung Kap. 21, 22). Und das wohl wichtigste Merkmal dieses Tempels ist, dass er Tempel des lebendigen Gottes ist. Das heißt einerseits, dass er Sein Eigentum ist und Er damit machen kann, was Er will (im Gegensatz zu uns, denen das bei Strafe verboten ist – 1. Brief an die Korinther Kap. 3, 16+17). Und andererseits bedeutet es, dass der Eigentümer ein lebendiger Gott ist, sogar der einzige. Wie haben sich im Auftrag Gottes vor allem die Propheten darum bemüht, deutlich zu machen, wie absurd und unverständlich es ist, sich selber Götter auszudenken und zu basteln und dann Hilfe von ihnen zu erwarten, die sie gar nicht leisten können (Prophet Jesaja Kap. 44, 9-17).
Und bei allem Respekt vor den verschiedenen Religionen: Sie sind ein untauglicher Versuch, sich ein eigenes Bild von Gott zu machen. Der lebendige Gott ist der, der Himmel und Erde geschaffen hat und auch den Menschen als Sein Gegenüber. Er ist der, der sich in Jesus Christus als der vergebende und erneuernde Gott gezeigt hat, der einen wunderbaren Plan mit dieser Welt und jedem Einzelnen hat und dafür das Letzte eingesetzt hat und einsetzt!
Lebendiger Gott heißt aber auch, dass Örtlichkeiten und Formen für Ihn nicht das Wichtigste sind, soviel Bedeutung oder Symbolik sie von Gott selbst beigemessen bekommen haben. Das Ent- scheidende ist eine lebendige persönliche Beziehung, die bei allem Ungleichgewicht auf Gegenseitigkeit beruht.
Und damit sind wir bei der dritten Aussage unseres Losungswortes: Der Tempel sind wir.
Das gilt sowohl für den Einzelnen, in dem der Geist Gottes wohnt (1. Brief an die Korinther Kap. 3, 16), wie für den „Spezialbau“ Gemeinde, der mit keiner anderen gesellschaftlichen Form zu vergleichen ist, und deshalb weder demokratisch noch diktatorisch oder anderswie, sondern von Gott selbst geführt wird. Die Besonderheit dabei ist, dass dieser Bau aus lebendigen Steinen aufgebaut wird (1. Brief des Petrus Kap. 2, 4+5), was die Größe Gottes nur noch unterstreicht, was in der Praxis aber auch Probleme machen kann, weil wir keine willenlose Wesen und in mancherlei Hinsicht sehr unterschiedlich sind, und Ecken und Kanten haben, wo sie eher hinderlich sind. Deshalb der eindringliche Hinweis, darauf zu achten, wie wir auf dem durch Jesus Christus gelegten Grund weiterbauen (1. Brief an die Korinther Kap. 3, 10-15) und alles zu vermeiden, was mit der großen Zielsetzung dieses Baues nicht zu vereinbaren ist (1. Brief des Petrus Kap. 2, 9-12).
Ich konnte hier nur ein paar Leitlinien aufzeigen, die das Wort Gottes uns selbst vorgibt. Mit Leben erfüllen müssen wir es alle miteinander im täglichen Umgang mit Gott, im Verhältnis zueinander und bei der Handhabung der Dinge, die zu dieser jetzigen Welt gehören. Dazu helfe mir und Ihnen der HERR!
Ihr Karl- Heinz Pohle