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Dezember

In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

                                                                               Johannes- Evangelium Kap.1 Vers 4

Lieber gläubiger Leser,

wenn ich eine Einleitung zum Gemeindebrief schreibe, habe ich die Angewohnheit, nach zu sehen, was ich vor einem Jahr geschrieben habe. Es kann ganz hilfreich sein, mit Abstand das noch einmal zu prüfen, was man einmal gesagt hat und außerdem bewahrt es vor zu vielen Wiederholungen. So stellte ich fest, dass es in beiden Monatssprüchen um „Licht“ geht (was uns in dieser dunklen Jahreszeit sehr entgegen kommt). Ging es damals mehr darum, dass wir licht werden sollen, wird diesmal der näher vorgestellt, der selbst das Licht ist (Johannes-Ev. 8, 12).

Was mir nun hier als erstes ins Auge gestochen hat, ist die eigenartige Zusammenstellung der zwei Begriffe „Leben“ und „Licht“. Dass sie irgendwie zusammen gehören, ist schon klar, denn ohne Licht wäre kein Leben denkbar, weder im biologischen noch im geistlichen Sinne. Hier aber wird der Zusammenhang umgedreht: „Das Leben war das Licht der Menschen.“

Wie können wir das verstehen und wovon wird hier überhaupt gesprochen? Wenn man die ersten Verse des Johannes-Evangeliums liest, könnte man den Eindruck haben, dass sie irgendwie philosophisch angehaucht sind, vielleicht sogar ein Zugeständnis an die damals aufkommende „Gnosis“, weil da von dem geheimnisvollen „Wort“ (logos) die Rede ist. Und wir wissen, dass schon so mancher daran herumgerätselt hat, wenn wir nur mal an Goethes „Faust“ denken.

Aber die Spannungen lösen sich weitgehend auf, wenn wir anstelle der Synonyme „Wort“, „Licht“, „Leben“, die der Herr Jesus in den Evangelien eindeutig für sich beansprucht (Johannes-Ev. 12, 46 ; 14, 6), einfach Seinen Namen einsetzen. Dann wird diese Stelle nicht nur für uns gut verständlich, sondern zu einem einzigartigen Zeugnis der Vorexistenz und Gottessohnschaft Jesu Christi und Seiner maßgeblichen „Beteiligung“ an der Schöpfung (Johannes-Ev. 1, 3). Trotzdem kann es nicht schaden, die beiden Begriffe „Leben“ und „Licht“ noch etwas näher anzusehen: Die Bibel kennt mindestens eine zweifache Bedeutung von Leben. Da ist einerseits das rein biologische Leben, das bei Menschen, Tieren und Pflanzen sehr unterschiedlich ist. Schon das bedeutet für uns Menschen aber mehr als ein bloßes Existieren und Funktionieren: Mit dem Einhauchen des göttlichen Atems wurde der Mensch zu einer lebendigen Seele (1. Mose 2, 7).

Weil Gott trotz des großen Unterschiedes zwischen Schöpfer und Geschöpf auf Augenhöhe mit dem Menschen verkehren wollte, hat Er vieles in ihn hinein gelegt, was ihn zu großen Leistungen befähigt, aber eben auch zum Missbrauch. Um letzteres zu verhindern, hat Er dem Menschen gute Vorgaben für ein gelingendes Leben unter Seiner Führung gegeben. Leider hat sich bereits das erste Menschenpaar durch sein konkretes Verhalten dagegen entschieden und dieser Vorgang hat sich durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch wiederholt.

Das Tragische ist, dass mit der Trennung von Gott der Mensch sein auf Ewigkeit angelegtes Leben eingebüßt hat, auch wenn er noch so alt werden sollte (1. Mose 2, 17; Hebräer-Brief 9, 27). Aber wem sage ich das! Sie wissen das ja. Doch viele Menschen wissen das nicht, vor allem nicht, was das mit der Person Jesus Christus zu tun hat. Wir müssen es Ihnen deshalb sagen. Mit Seinem Kommen in diese Welt, das wir in diesem Monat wieder feiern, hat Er gezeigt, dass Gott uns nicht aufgegeben hat. Durch Sein Reden und Handeln hat Er deutlich gemacht, wie sich Gott unser Leben gedacht hat. Und durch Sein freiwilliges, stellvertretendes Sterben am Kreuz hat Er einen Weg zum Auslöschen aller Schuld und Erneuerung der Gemeinschaft mit Gott und ein ewiges Leben bei Ihm möglich gemacht.  In diesem Sinne verstehe ich auch die etwas ungewöhnliche Folgerung „das Leben war das Licht der Menschen“. Er hat uns die Augen dafür geöffnet, wer und wie Gott ist (Johannes-Ev. 14, 9).

Er hat uns unseren Zustand und den Zustand dieser Welt vor Augen geführt, die Größe der Schuld und die sich daraus ergebenden Folgen. Aber Er hat auch den Weg zurück zu Gott aufgezeigt, und welche Pläne Gott mit der gesamten Schöpfung in der Vergangenheit hatte und für Gegenwart und Zukunft hat. Vielleicht darf ich deshalb unseren Monatsspruch so interpretieren: Das Leben (Jesus Christus) war nicht nur, sondern ist das Licht der Menschen.

Denn Jesus ist nicht im Tod geblieben, sondern ist auferstanden und von Gott als HERR über alles bestätigt worden. Und Er wird wieder kommen und Seine Herrschaft sichtbar antreten. In der Zwischenzeit hat jeder Mensch die Chance, sich für Ihn zu entscheiden und sein Leben in Ordnung bringen zu lassen. Das ist die gute Nachricht, die wir Christen nicht nur zu Weihnachten weiter zu geben haben und wir wollen uns mit unseren Möglichkeiten neu dieser Aufgabe stellen.

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht Ihnen

Ihr  Karl-Heinz Pohle