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Februar

Sieh nun zu, dass das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis ist.                         
                                                                                              Lukas-Evangelium 11, 35

Lieber gläubiger Leser,

gerade erst haben wir uns im Dezember mit dem Licht befasst: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt…“ hieß es da. Und heute könnte man analog die Aufforderung so formulieren: Sieh zu, dass das Licht nicht wieder geht oder ausgeht!

Wir hatten ja festgestellt, dass wir dieses Licht von Natur aus nicht in uns haben oder durch Kraftanstrengung erzeugen können. Erst wenn die Schuldfrage geklärt ist und Jesus Christus die Herrschaft in unserem Leben übernommen hat und der Heilige Geist in uns wohnt, wird es licht in unseren Herzen. Nun könnte die berechtigte Frage kommen: Ist das dann aber nicht ein unumkehrbarer Vorgang und was soll dann diese Warnung?

Ich will an dieser Stelle keine Diskussion darüber anstellen, ob ein wiedergeborener Christ verloren gehen kann oder nicht, weil das an dieser Stelle nicht der entscheidende Punkt ist. Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass es hier vordergründig nicht um Errettung geht, sondern ob und wie wir unserem Auftrag nachkommen, Licht der Welt zu sein (Vers 33).

Und wenn wir in dem Bildwort vom Auge bleiben wollen, hieße das: Wie sorgen wir dafür, dass genug Nachschub an Licht in unser Herz kommt? Aber, wenn der Heilige Geist in uns wohnt, müsste dann nicht immer genügend Licht in uns sein? Wir sollten bedenken, dass der Heilige Geist keine statische Größe ist, sondern eine göttliche Person mit unterschiedlichen „Funktionen“ (Erzieher, Sachwalter, Fürsprecher), die natürlich auch auf unser Verhalten reagiert. So kann man den Heiligen Geist betrüben (Eph. 4,30), ihm widerstreiten (Apg, 7,51), ihn dämpfen und sogar auslöschen, wie manche übersetzen (1. Thess. 5,19). Es kommt also darauf an, wie viel Platz und Handlungsspielraum wir Ihm in unserem Herzen und Leben einräumen. Ich musste da an den Tempel denken, der ja auch als die Wohnung Gottes im Volk Israel angesehen wurde. Da hat es später Zeiten gegeben, wo die von Gott im Einzelnen vorgegebenen Objekte und Geräte beiseite gestellt oder demontiert und durch Dinge nach eigenen Ideen ersetzt wurden. Oder die Opfer wurden nach Belieben dargebracht, so dass Gott sagen musste, dass Er sie nicht mehr riechen kann (Amos 5, 21-23).

In dem Zusammenhang habe ich mich gefragt, was aus dem alleinigen Herrschaftsanspruch Jesu, den ich und wir bei Bekehrung und Taufe bekannt haben, geworden ist? Und wie stehen wir zu den oft starken Aussagen, die wir in Predigten oder Liedern zum Ausdruck gebracht haben, gerade auch in der Anbetungsstunde? Ich möchte das Alles nicht infrage stellen oder zerreden, aber zumindest bei mir selber muss ich feststellen, dass ich im Laufe der Jahre manches nach und nach zurück genommen oder unter die eigene Regie gestellt habe. Das geschieht wohl in den wenigsten Fällen bewusst, sondern unmerklich, und hat sicher unterschiedliche Gründe. Einer wird in den Versen vor unserem Monatsspruch näher benannt: Wie viel und welchen Einfluss von außen her lassen wir auf unser Innerstes, besonders unser Verhältnis zu Gott, zu? Dabei geht es sicher nicht nur um unsere Augen, auch wenn sie ein großes Einfallstor sind, sondern um alle unsere Sinne und Empfindungen.

Erkennen und vermeiden wir negative Einflüsse, die uns von der Hauptsache ablenken und verwirren, die uns verunreinigen und in Abhängigkeiten bringen, die Maßstäbe für gut und böse, falsch oder richtig, verschieben? Sorgen wir andererseits für genügend Nachschub an Licht, durch intensive Beschäftigung mit Gottes Wort und ein inniges Gebetsleben? Auch die Pflege der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen und die Bereitschaft zum Dienst am Nächsten gehören dazu. Sind wir bereit, von Zeit zu Zeit „Bestandsaufnahme“ zu machen, und unser Innerstes zu „entrümpeln“ bzw. in der Seelsorge entrümpeln zu lassen durch Bekennen und Zuspruch der Vergebung? Es wäre gut, wenn das gängige Gemeindepraxis würde.

Das alles mag sehr platt oder plakativ klingen, aber das ist der Weg, den uns Gottes Wort aufzeigt, wenn es um die Erneuerung des Herrschaftsanspruchs Jesu geht, wenn es um  Heiligung geht. Aber wir wollen es nicht als erhobenen Zeigefinger, sondern als seelsorgerlichen Rat von unserem HERRN selbst verstehen, damit zunächst wir selber seine heilenden und wärmenden Strahlen erfahren und dann auch für andere widerspiegeln können.

Einen gesegneten Monat Februar wünscht Ihnen

Ihr Karl- Heinz Pohle