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Juni

Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt                                          

                                                                                 Apostelgeschichte Kap. 14, Vers 17


Lieber gläubiger Leser,

weil ich wissen wollte, wem und in welche Situation hinein dieses Wort gesagt wurde, habe ich das ganze Kapitel 14 gelesen. Was für ein lebendiges und farbiges Bild von den Anfängen der Gemeinde- und Missions-geschichte erhalten wir da. Und so bin ich zunächst gar nicht an dem Wort selbst, sondern an dem Gesamtgeschehen hängen geblieben, das uns fast nebenbei einen Eindruck von der „Missionsstrategie“ der Urgemeinde bzw. der Apostel vermittelt. Heute wird ja viel darüber nachgedacht, was wohl der richtige Weg und die besten Methoden dafür sind. Ich finde es richtig, sich zu vergewissern, ob man seine Kräfte an der richtigen Stelle einsetzt. Aber ein in sich geschlossenes „System“, wie wir es heute gern hätten, kann ich in unserem Text nicht erkennen, bestenfalls ein paar nachdenkenswerte Hinweise.

Damals suchte man ja zuerst Kontakt zu den Anhängern des jüdischen Glaubens. Nicht nur, weil man bei ihnen ein gewisses Verständnis für die göttlichen Dinge voraussetzen konnte, sondern weil es der erklärte Wille dessen war, der in erster Linie als Messias für sein Volk gekommen war, Jesus Christus. Ob das auch heute der Weg ist, der den größten Erfolg verspricht, möchte ich dahin stellen, weil der sogenannte Volksglauben stark abgenommen hat und man keine Grundkenntnisse mehr voraussetzen kann. Schon damals wurde schnell deutlich, dass der Glaube an Jesus Christus nicht die Bindung an das Judentum und das Gesetz voraussetzt, sondern sich direkt an die „Heiden“ wendet.

Das hatte und hat Konsequenzen für die Vorgehensweise und den Inhalt der Verkündigung. Es erfordert ein stärkeres „Abholen“, auch eine Auseinandersetzung mit dem sozialen und religiösen Umfeld der Menschen, denen wir die Botschaft bringen wollen, und ein auf die Zuhörer zugeschnitteneses Evangelium in Inhalt und Wortwahl. Was ich damit meine, wird im ersten Teil unseres Monatspruches deutlich: Vergleicht dieses einfache Zeugnis einmal mit der Pfingstpredigt des Petrus oder der Ansprache nach der Heilung des Gelähmten (Apostelgeschichte 3, 11-26), was ja eher der Situation in Apostelgeschichte 14 entspricht. Wie wenig wird hier gegenüber damals vorausgesetzt: keine Kenntnis der ganzen Heilsgeschichte oder der unterschiedlichen Haushaltungen Gottes, keine moralischen Forderungskataloge usw. Vielleicht erscheint uns sogar das Gottesbild, das hier vermittelt wird, als zu einfach, wenn nur von der Nachsicht und Güte Gottes gesprochen wird. Zugegeben, es birgt Gefahren, wenn man sich zu sehr an den Bedürfnissen der Zuhörer orientiert, z. B. missverstanden zu werden oder selbst zu sehr im Mittelpunkt zu stehen, gerade auch dann, wenn manchmal nicht alltägliche Dinge geschehen. Das sehen wir an dieser kuriosen Geschichte, über die man schmunzeln könnte, wenn sie nicht zugleich die Verblendung der Menschen ohne Gott, aber noch mehr die Verblendung und die Eifersucht derer, die es wissen könnten, widerspiegelt.

Es geht keinesfalls darum, das Evangelium annehmbarer zu machen. Wie bei Paulus muss es das Anliegen sein, den ganzen Heilsratschluss Gottes zu verkündigen (Apostelgeschichte 20,27), aber das steht nicht am Anfang. Im Missionsbefehl (Matthäus- Evangelium 28, 19) heißt es: „Geht hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“

Es geht also zunächst darum, Menschen in eine Lebensverbindung zu Gott zu bringen, die systematische Unterweisung ist dann ein längerer und oft beschwerlicher Weg, wie uns das Beispiel der Gemeinde in Korinth zeigt, mit der wir uns in den Bibelstunden gerade befassen, wie aber bestimmt auch unsere eigenen Erfahrungen zeigen. Wir wollen deshalb gar nicht nur davon reden, wie wir den Anderen das richtige Gottesbild vermitteln, sondern auch uns selbst immer wieder neu von Seinem Wort berühren lassen.

Wie oft hat Er auch uns eigene Wege gehen lassen, ohne sofort strafend einzugreifen. Und auch wir können und dürfen bezeugen, dass Er uns unverdient viel Gutes getan hat, sowohl in materieller, gesundheitlicher, als auch in geistlicher Hinsicht. Denn das Bild, das wir selbst von Gott haben, geben wir an andere weiter.
Nein, Gott ist keiner, der nur darauf wartet, dass wir einen Fehler machen. Freuen wir uns lieber über die Langmut und Geduld und das herzliche Erbarmen Gottes, der nicht nur nicht will, dass irgendeiner verloren geht, sondern schon jetzt ein gesegnetes und lebenswertes und erfülltes Leben schenken will.

Mit diesen Gedanken grüße ich Sie heute und wünsche Ihnen einen gesegneten Monat Juni,

Ihr  Karl- Heinz Pohle