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Oktober

Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen.                   Hebr. 13, Vers 16     

Lieber gläubiger Leser,

Vergesslichkeit ist eine schlimme Sache, weil sie so harmlos daher kommt und letztlich jedem mal passieren kann, sodass man eher als sonst bereit ist, sie als Entschuldigungsgrund gelten zu lassen. Dabei kann sie für mich oder andere weitreichende Folgen haben. Ich denke da nur mal an den Topf auf dem Herd, den man nach 10 Minuten herunter nehmen wollte, aber durch Arbeiten am Computer kam es einem viel zu spät wieder in den Sinn. Beißender Geruch und ein unbrauchbar gewordener Topf sind dann noch die harmlosesten Folgen. Wie oft wurden so schon ganze Wohnungen abgefackelt. Wir sind auch sehr schnell dabei, Vergesslichkeit als Alterserscheinung abzutun, an der man eben nichts ändern kann. Sicher hat die gestiegene Lebenserwartung ihren Preis, aber es wäre fatal, hinter allem gleich Demenz zu vermuten. Und was ist dann mit den Jüngeren, denen es genauso gehen kann? Ich hatte als Schuljunge eine regelrechte Phase, wo ich eins nach dem anderen vergessen oder liegen gelassen habe.

Wir sollten also nicht zuerst nach Begründungen suchen, sondern uns fragen, wie wir damit umgehen, denn bis zu einem gewissen Grad gibt es Hilfen gegen das Vergessen, die ich jetzt aber nicht aufzählen will, weil es dafür bestimmt genügend Expertenratschläge oder auch gute eigene Hilfsmittel gibt, die sich bewährt haben. Aber das Beste ist wohl ein vorbeugender Lebensstil, der uns hilft, geistig beweglich zu bleiben.

Warum schreibe ich das alles? Weil es offensichtlich auch auf geistlichem Gebiet ein solches Phänomen gibt. Unser Monatsspruch ist nur einer von vielen, die sich mit diesem Thema auseinander setzen. Besonders häufig kommt es in der Geschichte Gottes mit Seinem Volk Israel vor. Schon bevor es das verheißene Land vollständig eingenommen hat, warnt Gott davor, zu vergessen, wem sie das alles zu verdanken haben und sich dann selbst alles zugute zu halten. Deshalb sollten sie ihre Erfahrungen mit Gott, die positiven und negativen, wach halten, indem sie sich diese selbst immer wieder in Erinnerung riefen (auch in Verbindung mit äußeren Merkzeichen) und bei jeder Gelegenheit ihren Kindern und Enkeln weiter erzählten (5. Mose 8, 1-20; 11, 18-32). Sogar ein Lied wurde zu diesem Zweck gedichtet, komponiert und niedergeschrieben, das Lied des Mose, um dieses Anliegen zu unterstützen (5. Mose 32).

Es ist eine Tragik, dass es trotzdem so gekommen ist, dass man Gott und sein gutes Wort erst beiseite gesetzt und dann vergessen hat (2. Könige 22,8), mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt. Lernen wir wenigstens daraus und nehmen die Ansprüche Gottes auch an unser Leben ernst? Was dürfen wir unter keinen Umständen vergessen? Gehört „Gutes zu tun und mit anderen zu teilen“ wirklich dazu? Ist es denn so schlimm, wenn man das einmal vergisst?

Ich sehe eine dreifache negative Auswirkung: Der erste Geschädigte bin ich selber, denn ich nehme eine Gelegenheit, mich in neue Verhaltensweisen einzuüben, nicht wahr. Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, ist uns ja nicht gerade angeboren. Der Mensch wird viel stärker vom Selbsterhaltungstrieb und vom Egoismus bestimmt. Ich lerne es nur, indem ich es tue! Aber das darf nicht die einzige Motivation sein. Manche Wohltätigkeitsveranstaltungen und Spendengalas stellen leider zu sehr die Geber in den Vordergrund. Es geht doch mehr um die Empfänger, denn sogar Gott verzichtet zu ihren Gunsten auf Ansprüche, die Er an uns hat.

Deshalb darf gefragt und überlegt werden, was dem Anderen in der aktuellen Situation gut tut. Das müssen nicht nur materielle Dinge sein. Das ist mir bewusst geworden, als ich über die gängige Ãœbersetzung „Wohltun und Mitteilen“ nachgedacht habe. Bei mitteilen denkt man doch zuerst an reden, und leider wird viel zu viel geredet und viel zu wenig getan. Und trotzdem ist das eine wichtige Form der Zuwendung zu dem anderen. Schlimm ist es, wenn man nicht mehr miteinander redet und den anderen nicht mehr „der Rede wert“ achtet. Aber, wie schon gesagt, es sollte nicht beim Reden bleiben. Es gibt so vieles, was man mit einander teilen kann: Zeit, Geld, materielle Güter, aber auch Freude oder Leid. Wir kennen die entsprechenden Sprichwörter, die das zum Ausdruck bringen.

Und der dritte Geschädigte wäre unser HERR selber. Wenn Er ausdrücklich sagen lässt, dass Er sich über solche Opfer, die Ihm ja nicht direkt, sondern anderen gebracht werden, freut, dann wäre das Ungehorsam und wir würden Seine Ehre und Seine Freude schmälern. Es lohnt sich also, an dieser Stelle unserer Vergesslichkeit aufzuhelfen, indem wir es immer wieder einüben: Gutes tun und mit anderen teilen. Der Erntedanksonntag ist eine gute Gelegenheit dazu.

Herzliche Grüße,
Ihr Karl- Heinz Pohle