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August

 

Singt dem Herrn, alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag!

                                                                  1. Buch der Chronika Kap.16 Vers 23

 

Lieber gläubiger Leser,

überrascht war ich wieder einmal, ein solches Wort an einer Stelle zu finden, wo ich es nicht vermuten würde, hier, wie der Name schon sagt, in einem Geschichtsbuch des Volkes Israel. Ich war also gespannt, um was für eine Begebenheit es sich wohl handeln würde. Schon als ich die Überschrift „Überführung der Bundeslade“ las, kamen mir einige Details in den Sinn. War das nicht die Sache, wo sich David, zumindest in den Augen seiner Frau, völlig daneben benommen hatte, als er in fragwürdiger Kleidung wie wild vor der Lade her tanzte?

Es ist schon eigenartig, dass gerade solche Dinge am ehesten in unserem Gedächtnis haften bleiben. Aber die Frage ist berechtigt, ob der Anlass überhaupt ein Grund zum Feiern war und was in so einem Falle angemessen gewesen wäre? Sollte überhaupt so viel gefeiert werden, wie es heute vielfach geschieht, und wenn ja, in welcher Form? Nun, ich kann keine generelle Antwort darauf geben, weil ich feststellen muss, dass das stark von unserem Naturell, aber auch vom persönlichen Bezug zu der jeweiligen Sache abhängt. Ich bin eher ein „nüchterner“ Typ und käme wahrscheinlich mit wenigen Höhepunkten im Leben ganz gut zurecht. Doch wenn ich sehe, dass im Alten Bund des Volkes Israel eine ganze Reihe von Festen sogar vorgeschrieben war, auch sonst viel Raum zum Feiern gelassen wurde, und das Leben in der Herrlichkeit mit einem Hochzeits- oder Gastmahl verglichen wird (Matthäus-Ev. 22,2; Lukas-Ev. 14,15), muss ich meine Sicht an dieser Stelle korrigieren.

Das ist aber nicht die einzige Korrektur. Auch in puncto Singen und Musizieren musste und muss ich so manche Lektion lernen. Nicht, dass ich ein gestörtes Verhältnis zur Musik hätte. Wer mich kennt, weiß, dass Musik, besonders aber das Singen, ein Stück meines Lebens war. Und wenn heute manches nicht mehr geht, dann versuche ich, mich positiv damit auseinander zu setzen. Das viel größere Problem bereitet mir die Tatsache, dass offensichtlich immer mehr Menschen (auch im christlichen Bereich) aus ihrer Begabung ein Geschäft machen und dass man vor lauter Eigentumsrechten fast nicht mehr weiß, welche Lieder und Musikstücke man in der Gemeinde nutzen darf und welche nicht.

Auch über Eintrittspreise und Höhe von Gagen kann ich mich recht schnell erregen. Dass man auch hier sachlich bleiben sollte, wurde mir bewusst, als ich feststellte, dass der Dienst der Sänger und Instrumentalisten im Tempel in Jerusalem genau geregelt und natürlich auch vergütet wurde. Für bestimmte Dienste und Anlässe ist es heute mehr denn je erforderlich, dass professionell gearbeitet wird, angefangen von der Ausbildung bis hin zu den „Rahmenbedingungen“.

Das muss auf einer soliden Basis finanziert werden. Ob das aber für jede „Band“ oder jeden „Liedermacher“ gilt und kostenlose Konzerte nicht auch öfter möglich wären (was ich mir wünschte), kann ich nicht sagen. Aber einige wesentliche Kriterien zur Beurteilung dieser Problematik liefert uns unser neuer Monatsspruch.
Das erste ist: „Singt dem Herrn!“ Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass viele mit diesem Anspruch antreten, aber selbst bewundert zu werden und im Mittelpunkt zu stehen, ist zutiefst menschlich und zumindest eine permanente Anfechtung, mit der richtig umzugehen jeder erst lernen muss, und so mancher ist daran gescheitert. Dass dabei nicht der Musikstil oder die Wahl der Instrumente das Hauptproblem sind (wie wir evtl. meinen), zeigt mir die Aufforderung an „alle Länder der Erde“, mit ihrer Vielfalt zu dem Lobe Gottes beizutragen. Allerdings sollte die Frage, was und wen man erreichen will, hierbei schon mit bedacht werden.

Das zweite ist: „Verkündet Sein Heil!“. Das ist eine klare Zielrichtung. Es geht also letztlich um Verkündigung, auch beim öffentlichen Singen und Musizieren. Ich war sogar erstaunt, dass das erst an zweiter Stelle genannt wird. Doch dann wurde mir klar, dass das Gotteslob natürlich Vorrang vor allem anderen hat. Andererseits zeigt es mir, welche gute Möglichkeit der Verkündigung Gott gerade auch in unser Singen und Spielen hineingelegt hat, die wir nicht unterschätzen sollten.

Das dritte ist: „von Tag zu Tag!“ Diese scheinbare Nebenbemerkung macht mir deutlich, dass es dabei nicht in erster Linie um unvergessliche Großereignisse geht (auch „Events“ genannt), die ganz sicher auch ihre Berechtigung haben, sondern um eine Lebenshaltung, die sich auch in den Niederungen des Alltags bewährt. Und wenn wir, aus welchen Gründen auch immer, nur sehr eingeschränkt aktiv daran teilnehmen können, dann rät uns die Schrift „Redet zu einander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in euren Herzen.“ (Epheser-Brief Kap. 5,19).

Lob Gottes ist also kein Luxus und kein persönliches Verdienst, sonder Gabe und Aufgabe an uns. Das neu anzunehmen, dazu mögen meine sehr persönlichen Gedanken zu diesem Thema mit beitragen.

Einen gesegneten Monat August wünscht Ihnen

Ihr Karl-Heinz Pohle