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Lieber gläubiger Leser,
auf den ersten Blick ist das ein eigenartiger Spruch für den Monat Dezember. Noch sind nicht einmal alle Blätter von den Bäumen gefallen und wir sind eher in der Erwartung von Schnee und Kälte, da wird schon wieder vom Blühen gesprochen. Ich möchte ja die kalte und dunkle Jahreszeit manchmal auch lieber überspringen, aber gehört sie nicht zu unserem Leben dazu? Wird sie nicht sogar gebraucht, damit im Frühjahr neues, kraftvolles Leben entstehen kann? Doch ich glaube, hier geht es um mehr als eine reine Naturbetrachtung, so frohmachend und spannend die auch sein könnte. Der biblische Zusammenhang weist in eine andere Richtung.
Mitten in die düsteren Aussichten der bevorstehenden Belagerung durch die Assyrer, die zwar nicht zur Einnahme Jerusalems, aber später zur Deportation der Bewohner des Nordreiches Israel führte, wird hier ein so frohes und farbenprächtiges Bild gemalt, das so gar nicht in jene Zeit passen will. Da werden der Natur Eigenschaften und Verhaltensweisen zugeschrieben, die nicht einmal bei uns Menschen gang und gäbe sind, und verschiedene Bibelübersetzungen überbieten sich in der Beschreibung von blühenden Landschaften mit gesunden Wäldern und Blumenmeeren von Lilien, Narzissen oder Krokussen.
Ich frag mich, von welcher Zeit hier gesprochen wird. Könnte die Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft gemeint sein? Wohl kaum, wenn wir an die mühsamen und bescheidenen Anfänge denken, die uns in den Büchern Esra und Nehemia berichtet werden. Oder geht es um Israel zur Zeit Jesu? Von einer blühenden Wüste lesen wir dort nichts und auch die sonstigen Verhältnisse sind nicht gerade als ideal zu bezeichnen. Oder ist es der Staat Israel der Gegenwart, dessen Wiedererstehen schon ein Wunder für sich ist und dessen Aufforstungs-programm und der Umgang mit Wasser seinesgleichen sucht?
Wenn wir das ganze 35. Kapitel lesen, merken wir sehr schnell, dass da doch noch viel fehlt. Ich denke, die Erfüllung steht noch aus, vielleicht zur Zeit des 1000jährigen Friedensreiches oder auf der neuen Erde. Was kann dieses Wort uns dann aber heute sagen?
Mir sind zunächst zwei Gedankenverbindungen gekommen: In den Tagen, wo ich diese Zeilen niederschreibe, wird gerade an die umwälzenden Ereignisse in Deutschland vor 25 Jahren erinnert und es wird nachgefragt, was aus den Hoffnungen von damals geworden ist. Ein markanter Punkt waren die „blühenden Landschaften“, die damals versprochen wurden. Natürlich ist es beeindruckend und ein Grund zum Danken, wenn wir sehen, was sich alles zum Guten verändert hat, aber man darf auch nicht vergessen, welche Begleiterscheinungen und negative Auswirkungen es für viele Einzelschicksale oder ganze Regionen hatte und hat. Es geht nicht darum, irgendetwas madig zu machen, sondern den Realitätssinn zu bewahren, dass der Mensch zwar zu Großem fähig ist, aber letztlich nicht alles in der Hand hat. Das wird uns gerade beim Kampf gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels immer wieder vor Augen geführt. Egoistische Interessen verhindern die Vereinbarung von konkreten Zielen, bei denen trotzdem fraglich bliebe, ob sie Naturkatastrophen auf Dauer verhindern könnten.
Und es gibt so viele andere ungelöste Probleme und man hat den Eindruck, dass die Konflikte weltweit eher zunehmen. Es wäre deshalb dringend erforderlich, sich wieder auf den Schöpfer Himmels und der Erde zu besinnen und IHN mit ins Boot zu holen. Denn das wird in Jesaja 35 und in der ganzen Bibel deutlich, dass der eigentlich Handelnde in Geschichte und Natur GOTT ist, und dass es um mehr als das Verhindern von Katastrophen geht, sondern um die erneuerte, beglückende Gemeinschaft des Geschöpfes mit seinem Schöpfer.
In dieser Situation ist es nicht unerheblich, welche Stellung wir als einzelne Christen und als Gemeinde in diesen Auseinandersetzungen beziehen und es gehört sicher beides zusammen:
Wir sollten uns von der zeitweiligen Hysterie nicht anstecken lassen oder sie gar durch unser Reden noch mit anheizen. Vielmehr dürfen wir uns von solchen herrlichen Ausblicken wie in unserem Monatsspruch, die mehr als Zukunftsvisionen, sondern konkrete Zusagen sind, neu beflügeln lassen. Aber eben nicht in einer abgehobenen, Welt verachtenden Weise, als ginge uns hier das alles nichts an, sondern weil wir die entgegen gesetzten Szenarien von Gericht und Gnade kennen, in Verantwortung für die Welt zu reden und zu handeln.
GOTT hat diese Welt noch nicht abgeschrieben, sonst hätte ER schon lange Schluss gemacht. Vielmehr hat ER mit der Sendung Seines Sohnes JESUS CHRISTUS auf diese Erde bekundet, wie viel IHM an jedem einzelnen Menschen liegt und dass es eine Möglichkeit der Rettung gibt. Davon wird in nächster Zeit wieder in besonderer Weise gesprochen und gesungen werden, aber diese gute Nachricht gilt auch in jeder anderen Jahreszeit und für jede Situation!
Viel Hoffnung und eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht Ihnen
Ihr Karl- Heinz Pohle