‹ Juni - Christen in Chemnitz, Sachsen informieren - christen.ws

christen.ws

Sie sind hier: Archiv / Herrnhuter Monats-Losungen / 2014 / Juni

Juni

 

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, GĂŒte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.

                                                                               Brief an die  Galater Kap. 5, Vers 22+23

Lieber glÀubiger Leser,

wenn man Wort Gottes in irgendeiner Form weitergibt, dann ist eine gewisse ZurĂŒckhaltung bzw. Respekt vor dem Auftrag(-geber) angebracht, weil man ja nicht nur die eigene Meinung Ă€ußern will. Und besonders vorsichtig bin ich persönlich bei Aussagen ĂŒber die Person und das Wesen Gottes, weil ich mir da am stĂ€rksten meines begrenzten Verstandes bewusst bin. Aber wenn wir Sein Wort vermitteln wollen, kommen wir um solche Aussagen nicht herum, z. B. auch bei der Frage nach dem Heiligen Geist, um den es letztendlich im Monatsspruch fĂŒr den Juni geht.

Ich denke noch an die gemeinsamen Jugendstunden mit anderen Jugendgruppen zurĂŒck, wo wir darĂŒber diskutiert haben, ob der Heilige Geist eine Person oder „nur“ eine Kraft ist, denn fĂŒr beide Sichten lassen sich biblische Belege finden. Er ist beides. Oder die Frage, wann und wie ich den Heiligen Geist empfange und wie es sich mit den so genannten Geistes- oder Gnadengaben verhĂ€lt. DarĂŒber ist schon viel gesagt und geschrieben worden, sodass ich das nicht alles wieder aufzurollen brauche. Aber persönlich sollte sich jeder immer wieder einmal seinen Glaubensstandpunkt in dieser oder jener Frage bewusst machen.

In unserem heutigen Wort geht es ja auch nicht so sehr um die Person, sondern um eine der Wirkungen des Heiligen Geistes in unserem Leben, dargestellt am Bild einer Frucht. An diesem Bild wollen wir uns orien-tieren, auch wenn die geistliche Wirklichkeit dahinter vielschichtiger ist. Das erste, woran ich bei „Frucht“ denke, ist, dass es etwas nach und nach Gewachsenes ist. Frucht ist nicht selbstverstĂ€ndlich und auch nicht zu jeder Zeit da. Es gibt da schon gewisse Voraussetzungen, die ein GĂ€rtner oder Botaniker viel besser erlĂ€utern könnte als ich.

Ich bin mir nicht sicher, ob ĂŒberhaupt jeder Baum FruchttrĂ€ger ist, aber selbst die ObstbĂ€ume mĂŒssen erst veredelt werden, wenn sie genießbare FrĂŒchte hervorbringen sollen. Es hĂ€ngt also sehr viel ab von der Wahl des „Gehölzes“, vom Standort, von den Umweltbedingungen und von der Pflege. Ich musste da an die Aussage unseres HERRN denken: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes-Evangelium Kap. 15, 5). Lest ruhig einmal den ganzen Abschnitt von Vers 1 bis Vers 17, der noch manche wichtige Aussage zum Thema enthĂ€lt.

Es geht auch nicht gleich mit der Frucht los. Meist kommen zuerst die BlĂ€tter, dann BlĂŒten, die „befruchtet“ werden mĂŒssen, ehe eine Frucht in einem lĂ€ngeren Prozess wachsen und heranreifen kann. Auch wenn es BĂ€ume gibt, die in bestimmten Gegenden mehrmals im Jahr Frucht tragen oder parallel Knospen, BlĂŒten und FrĂŒchte zu gleicher Zeit hervorbringen, ist dies doch die Regel. Frucht ist also nicht in erster Linie ein Geschenk, sondern die Folge einer lebendigen Verbindung. Hier liegt z. B. auch der gravierende Unterschied zu den Gaben des Geistes, die unabhĂ€ngig vom Reifegrad des „TrĂ€gers“ geschenkt werden (was gelegentlich zu Schwierigkeiten fĂŒhren kann). Deshalb ist aus meiner Sicht die Frucht höher zu bewerten als die Gaben (siehe dazu 1. Korinther-Brief Kap. 13). Mit der eben genannten Bibelstelle sind wir schon mitten in der Entfaltung der Frucht, die wir uns jetzt noch ein wenig nĂ€her ansehen wollen.

Das erste Merkmal, das genannt wird, ist die Liebe. Viele Ausleger meinen sogar, dass sie das Hauptmerkmal ist und die anderen genannten Merkmale nur unterschiedliche AusprĂ€gungen derselben Sache sind. Wenn das stimmt, dann mĂŒssten viele von den hier genannten Begriffen auch bei der Beschreibung der Liebe wieder auftauchen (1. Korinther-Brief Kap. 13, 4-7). Vergleichen Sie einmal! Es ist auch die Frage, ob diese AufzĂ€hlung vollstĂ€ndig ist, oder ob nicht auch noch andere Punkte dazu gehören könnten? Wenn wir bei dem Bild der Frucht bleiben, dann ist klar, dass es ganz unterschiedliche Fruchtsorten gibt, und selbst innerhalb einer Sorte gleicht nicht eine Frucht haargenau der anderen in Form, Farbe, Geschmack usw. Ich will die einzelnen Eigenschaften deshalb nicht nĂ€her kommentieren, weil jede eine eigene Bibelarbeit erfordern wĂŒrde, die Sie gerne nachholen können.

Viel wichtiger erscheint mir der Hinweis, dass eine AufzĂ€hlung wie diese nicht dafĂŒr gedacht ist, sie an andere anzulegen und diese zu bewerten oder gar mit sich selber zu vergleichen, weil es eben keine menschliche Leistung, sondern Frucht des Heiligen Geistes in uns ist. Vielmehr kann sie uns zur SelbstprĂŒfung dienen, „ob wir im Glauben sind“ (2. Korinther-Brief Kap. 13, 5). Dass das kein theoretisches „Abhaken“ ist, sondern an der LebensfĂŒhrung abzulesen sein muss, zeigt mir das Selbstzeugnis des Apostel Paulus im 2. Korinther-Brief Kap. 6, 4-10.

Mein Wunsch ist, dass in der kommenden Zeit nicht nur auf den Feldern und in unseren GĂ€rten eine neue Ernte heranreift, sondern auch unser aller Leben nicht ohne Frucht bleibt!

Herzliche GrĂŒĂŸe,
Ihr Bruder Karl- Heinz Pohle