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Januar

So lange die Erde besteht, sollen nicht aufhören Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
                                                                                       1. Buch Mose 8, 22


Lieber gläubiger Leser,

vielleicht bin ich zu stark im Hier und Heute verwurzelt, dass mir beim Hören oder Lesen solcher Bibelworte oft zuallererst aktuelle Bezüge in den Sinn kommen. Bei diesem Wort komme ich z. B. nicht daran vorbei, dass es im Anschluss an die größte uns überlieferte „Umweltkatastrophe“, die Sintflut, von Gott selbst gesprochen wurde. Eine Katastrophe, die manche Wissenschaftler sogar für die Unregelmäßigkeiten in den Erdschichten verantwortlich machen (aber das nur nebenbei). Bibelleser wissen, dass das natürlich kein reines Naturereignis war, sondern Gerichtshandeln Gottes als Antwort auf die unerträgliche Entartung des Menschen, den Gott eigentlich als Sein Ebenbild und Gegenüber geschaffen hatte. Manch einer mag sich bis heute gegen das vernichtende Urteil zu Wehr setzen: „Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an.“ (Vers 21) Umso unbegreiflicher ist die direkt darauf folgende obige Zusage und Selbstverpflichtung Gottes, die nur mit der erbarmenden Liebe zu Seinen Geschöpfen zu erklären ist und keinen Grund in uns hat. Und als wenn das noch nicht genug wäre, setzt Gott noch eins drauf: Er geht einen einseitigen Bund mit ihnen ein und besiegelt ihn mit einem sichtbaren Zeichen, dem Regenbogen (1. Mose 9, 13). Auch wenn dieses Zeichen sehr beliebt ist und heute für so manches beansprucht wird, ist es eine „Erfindung“ Gottes, die Er in erster Linie für sich selber als Erinnerung und dann erst für uns Menschen gedacht hat.

Bei der Häufung der Tsunami und Überschwemmungen in den letzten Jahren könnte man den Eindruck gewinnen, dass es Gott immer schwerer fällt, diese Seine Zusagen durchzuhalten. Aber zum Glück ist Gott nicht so wie wir Menschen. Allerdings wird das nicht ewig so gehen, nur solange die jetzige Erde besteht. Und die hat leider (oder zum Glück?) ein Verfallsdatum, wie in der Bibel immer wieder bezeugt wird. Verantwortlich dafür ist, dass der Mensch seiner Bestimmung nicht gerecht geworden ist und Tod und Zerstörung verursacht hat. Nicht nur in der Natur, sondern auch in den Beziehungen zu den Geschöpfen und ihrem Schöpfer. Diese Tatsache wollen wir im Hinterkopf behalten, wenn wir uns jetzt dem erstaunlichen, unerwarteten Versprechen Gottes zuwenden wollen.
Da sticht uns zunächst das Wort „aufhören“ in die Augen, das man auch mit „zu Ende gehen“, „vorbei sein“ umschreiben könnte. Dieses an sich neutrale Wort drückt die Begrenztheit einer Sache aus. Ob wir es als positiv oder negativ empfinden, hängt davon ab, was aufhört. Wenn ein schöner Urlaub zu Ende geht, werden wir das bedauern und möglichst festhalten wollen, wenn aber z. B. Zahnschmerzen aufhören, dann ist das wie eine Befreiung.

Wie würden Sie die Aussage des Monatsspruchs, dass etwas nicht aufhören soll, einordnen? Natürlich positiv, werden Sie sagen, weil das Dinge sind, die für das Leben auf dieser Erde unerlässlich, aber nicht selbstverständlich sind, wie die Ereignisse damals, aber auch manche Erscheinungen heutzutage zeigen. Aber vielleicht halten wir unser Urteil noch etwas zurück. Wenn wir uns die jeweils gegensätzlichen Wort- Paare einmal anschauen, dann werden wir auch nachteilige Aspekte entdecken. Könnte nicht alles, wie bei den Wildpflanzen, von selbst wachsen, ohne dass der Riesenaufwand und die Plackerei vor und nach der Aussaat nötig wäre und ohne die vielen Gefährdungen während der Wartezeit bis zur Ernte?

Und wie ist es mit Kälte und Hitze, Sommer und Winter? Jetzt könnten wir eine Betrachtung anstellen, was alles passieren würde, wenn es diesen Wechsel nicht mehr gäbe, und z. B. die Gletscher und das ganze Eis auf der Erde vollständig abschmelzen würden? Wissenschaftler, aber auch Buchautoren und Filmemacher malen schon jetzt ein Horrorszenario an die Wand. Aber lebt man in einem gemäßigten Klima wie in Europa, ohne die ganz großen Extreme von Dürre oder verheerenden Überschwemmungen oder Schneechaos, nicht viel besser?

Ähnlich ist es mit Tag und Nacht. Natürlich ist dieser Wechsel für unsere „biologische Uhr“ lebenswichtig, vor allem auch der Schlaf für die Erholung von Körper und Geist. Aber gehen wir nicht manchmal damit um, als wenn es Zeitverschwendung wäre? Und was halten wir von der Tatsache, dass Gott selbst nicht schläft noch schlummert und dass es auf der neuen Erde keine Nacht mehr geben wird (Psalm 121, 4 ; Offenbarung 21, 25) ?

Damit ist ein entscheidendes Stichwort gefallen. Jawohl, die jetzige Erde ist schon lange kein Paradies mehr, obwohl sie wunderbar geschaffen wurde und immer noch atemberaubende Schönheiten aufweist. Deshalb verheißt Gott, nicht erst seit heute, neue Himmel und eine neue Erde, auf der Gerechtigkeit und Gott selber wohnt (2. Petrus-Brief 3, 13 ; Offenbarung 21, 3).

Und bis dahin ist unser Wort für den neuen Monat und das ganze neue Jahr eine unverdiente, aber verlässliche Zusage an alle Menschen, die aber noch weit übertroffen wird von dem, was Gott uns in Jesus Christus alles zugesagt und geschenkt hat.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien Gottes Geleit und Segen für das Jahr 2015,

Ihr Karl- Heinz Pohle