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Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?
Römer Kap. 8, Vers 31
Lieber gläubiger Leser,
ich habe im neuen Monatsspruch den uns vertrauten Satz vermisst, der davor steht und doch irgendwie dazu gehört: „Was sollen wir dazu sagen?“ Denn ich denke, dass das nicht nur eine rhetorische Frage ist, sondern mir scheint, dass es dem Apostel Paulus für einen Moment die Sprache verschlägt, angesichts dessen, was ihm da bewusst wird. Und er wählt im Folgenden starke Worte, um den Lesern des Briefes deutlich zu machen, dass das an sich Unbegreifliche Wirklichkeit ist. Ich hoffe, dass etwas davon auf uns überspringt, wenn wir uns jetzt noch ein wenig mehr mit dieser Aussage beschäftigen.
Nun beginnt unser Bibelwort jedoch mit einem „wenn“, das eher nach einer Möglichkeit als nach einer unumstößlichen Tatsache klingt. Und ich denke, hier liegt zumeist unser Problem. Können wir uns denn wirklich so sicher sein, dass Gott für uns ist? Was sollte Er für Gründe dafür haben? Hat nicht gerade der Römerbrief ein erschreckendes und vernichtendes Urteil über uns Menschen gefällt: „…sie sind alle untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.“ (Römer 3, 12) Wenn wir uns mit einer solchen Beurteilung irgendwo bewerben würden, was sollte den Chef veranlassen, sich für uns zu entscheiden? Aber genau das tut Gott! Das wird schon bei der Auswahl Israels als „Musterbeispiel“ für die Völkerwelt deutlich. Nicht auf Grund etwaiger Vorzüge hatte Gott dieses Volk ausgewählt, denn es war eines der kleinsten und widerspenstigsten, sondern weil Er es liebte und weil Er Seine Versprechen hielt, die Er gegeben hatte (5. Buch Mose 7, 7+8).
Und für uns gilt das in noch viel stärkerem Maße, wenn wir nur einmal daran denken, dass „Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“ (Römer 5, 8) Diese Tat können wir nicht hoch genug einschätzen, da Er ja vorher wusste, dass nicht alle sein Opfer annehmen würden. Wir haben es zum Glück angenommen, aber, könnten wir einwenden, was ist mit dem späteren Versagen und Schuldigwerden als Kinder Gottes, unserer Zeugnisarmut, unserer Eigenwilligkeit, unserer mangelnden Heiligung und was wir sonst noch alles nennen müssen? Dazu heißt es in der zitierten Bibelstelle weiter: „Wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod Seines Sohnes, wie viel mehr werden wir, da wir versöhnt sind, durch Sein Leben gerettet werden.“ (Vers 10)
Und es gibt so viele weitere Zusagen, die wir in Anspruch nehmen dürfen, wie zum Beispiel:
Jesus Christus ist das uneingeschränkte Ja Gottes zu uns (2. Korinther 1, 18-20) oder auch „Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ (1. Johannes-Brief 2,1). Ihr könnt Euch gerne noch mehr Bibelstellen ins Gedächtnis rufen, die das untermauern. Ich sage das alles nicht, um uns zu beschwichtigen, sondern um uns neu bewusst zu machen, dass die Tatsache, dass Gott für uns ist, nicht in uns begründet liegt. Nicht irgendwelche Vorzüge oder Leistungen von uns sind der Grund dafür, dass Gott für uns ist, sondern Seine Liebe, die Er in der Hingabe Seines Sohnes ein für allemal bewiesen hat.
Gott lässt sich nicht aus dem Konzept bringen, weder durch die Anklagen unseres eigenen Herzens, noch durch die massiven Anläufe des „Verklägers der Brüder“ (Offenbarung 12, 10). Ja, es gibt Mächte und Umstände, die uns die Gewissheit der Liebe Gottes streitig machen wollen und es wäre leichtfertig, dies alles mit einer Handbewegung abzutun. Der Apostel Paulus führt eine ganze Liste von Gefährdungen unseres Glaubens an, über die im Einzelnen manches zu sagen wäre. Aber es käme mir wie ein Theoretisieren aus einer relativ sicheren Position vor, das denen nicht gerecht würde, die gerade in solchen Anfechtungen stehen. Ich will deshalb stellvertretend nur eines heraus greifen, weil es uns alle betrifft: den Tod, und zwar das Miterleben des Todes geliebter Menschen, wie auch die unausweichliche Erwartung des eigenen Sterbens.
Zwar hat Christus durch Sein Sterben und Auferstehen dem Tode die Macht und auch den „Stachel“ genommen, aber nicht umsonst wird der Tod als der letzte Feind bezeichnet, der erst bei unserer Auferstehung weggenommen sein wird. Ja, in diesem Zusammenhang könnte uns so manches ängstigen, die letzte Wegstrecke, der Gang durch das unbekannte Todestal, das Offenbarwerden vor dem unbestechlichen Richter, aber gerade auch hier wird unser Blick von uns weg auf den „Überwinder“ gelenkt: „Gott sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1. Korinther 15, 57) Das ist das Zentrum des Evangeliums und wir dürfen uns täglich neu darüber vergewissern!
Ihr Karl- Heinz Pohle