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Lieber gläubiger Leser,
wenn Sie diese Zeilen erhalten, hat sich wieder ein Jahr seinem Ende entgegen geneigt und der Zeiger an der „Weltenuhr“ ist um 1 Ziffer weiter gesprungen. Obwohl das ein willkürlich festgelegter Zeitpunkt ist, regt er uns Menschen doch immer wieder in besonderer Weise an, im Blick auf das Vergangene Bilanz zu ziehen, aber vor allem auch darüber nachzudenken, was uns wohl in der Zukunft erwarten mag. Das tun wir als christliche Gemeinde, aber auch für jeden persönlich kann das sehr hilfreich sein. Entscheidend ist hier, aus welchem Blickwinkel und mit welcher Herzenshaltung wir es tun. Die Frage, wie wir mit unserer eigenen Vergangenheit umgehen, bestimmt nämlich auch wesentlich unsere Zukunftserwartungen. Geben wir unseren negativen Erfahrungen und Enttäuschungen, sowie eigner Schuld und Versagen zu viel Raum, ohne sie an den HERRN abzugeben und von Ihm bereinigen zu lassen, wird auch unser Blick auf das Kommende getrübt sein. Suchen wir aber bewusst nach den guten Führungen und Gnadenerweisen in unserem Leben, werden wir nicht nur dankbarer, sondern auch unseren Weg zuversichtlicher weiter gehen. Unser neuer Monatsspruch für den Januar 2016 kann uns dabei sicher eine gute Hilfe sein. Er erinnert uns nämlich daran, dass wir mit einem unbegreiflichen Geschenk ausgestattet wurden, als wir zum Glauben gekommen sind: dem Geist Gottes, der in uns wohnt und dafür sorgt, dass wir nach und nach der Wesensart Jesu Christi ähnlicher werden. Dieser HEILIGE GEIST, den der natürliche Mensch nicht kennt, ist die Person Gottes, über die auch wir Christen wohl noch am wenigsten wissen. Aber ER ist erfahrbar, vor allem in den konkreten Auswirkungen auf unser Leben. Eine davon wird in o. g. Bibelwort näher beschrieben.
Doch zunächst wird davon gesprochen, was nicht auf das Konto des HEILIGEN GEISTES geht, sondern eine typische menschliche Eigenschaft ist, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung, die ihren Ursprung in negativen Erfahrungen und im gestörten Verhältnis zu Gott hat: Verzagtheit (oder wie andere übersetzen Furchtsamkeit, Ängstlichkeit, Feigheit). Auch bei uns Christen sind solche Gedanken und Haltungen nicht schlagartig weg, weil wir noch in dieser gefallenen Welt leben, aber unter dem Einfluss des HEILIGEN GEISTES kann es zu spürbaren Veränderungen kommen. Das beginnt damit, dass wir uns diese Zaghaftigkeit erst einmal selbst eingestehen und nicht durch ein forsches Auftreten zu überspielen oder gar als Tugend umzudeuten versuchen. Ja, in der Welt haben wir Angst (Bedrängnis), hat der Herr Jesus selbst gesagt (Johannes-Evangelium 16, 33). Doch ER belässt es nicht dabei, sondern fügt sofort hinzu: „Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Ein beherztes, zielstrebiges Handeln ist also nicht zuerst ein Ergebnis unserer Anstrengungen (wir wären sehr schnell überfordert), sondern eine „Errungenschaft“ unseres HERRN, an der ER uns durch den HEILIGEN GEIST teilhaben lässt. Aber das fliegt uns nicht einfach so zu, sondern wir müssen ständig die Hilfe des HERRN suchen, in Seinem Wort und im Gebet. Das ist sozusagen der Teil, der uns zukommt. Und je konkreter wir dabei vorgehen, umso besser ist es. Mutiges, zielstrebiges Handeln beginnt mit mutigem Beten (Das muss ich selber noch besser lernen)!
Unser Monatsspruch zeigt dazu zwei „Hauptbetätigungsfelder“ auf, die mit „Liebe“ und mit „Besonnenheit“ bezeichnet werden. Wenn ich es richtig verstehe, geht es bei dem ersten um die Wirkung nach außen und bei dem zweiten vorrangig um die Wirkung nach innen. Zum Thema „Liebe“ ist schon so viel gesagt und geschrieben worden, dass ich mich darauf beschränken könnte, an das „Doppelgebot“ Jesu zu erinnern (Matthäus-Evangelium 22, 37-40). Aber gerade hier gilt, was ich über das Konkretwerden gesagt habe. Bringen wir doch die Dinge und die Menschen, die uns im Blick auf unser persönliches Leben, die Entwicklung der Gemeinde und die Verhältnisse in dieser Welt verunsichern oder gar ängstigen vor den HERRN und bitten wir um Seine Liebe, die sogar die Feinde mit einschließt, damit wir recht handeln. Und über „Besonnenheit“ haben wir gerade erst anhand des Titusbriefes nachgedacht. Ich möchte es einmal als aktive Einflussnahme auf die Veränderung unseres Wesens bezeichnen. Wir können uns zwar nicht selber ändern, denn auch das ist „Frucht“ des HEILIGEN GEISTES. Aber sich „besinnen“ oder „darüber nachzudenken“, z. B. was die Bibel über dieses und jenes sagt, oder welche Glaubenserfahrungen wir selbst oder andere vor uns schon gemacht haben, das können und sollten wir allemal tun. Nicht nur der Jahreswechsel bietet Gelegenheit dazu.
Ich wünsche Ihnen und mir jedenfalls einen Zuschuss an geistlicher und körperlicher Kraft, ein mutiges Vorwärtsgehen und ein gesegnetes neues Jahr.
Ihr Bruder Karl- Heinz Pohle